10 wichtige Tipps für die Existenzgründung

Immer noch scheitern zahlreiche Friseure bereits wenige Monate nach ihrer Existenzgründung. Warum, ist kein Geheimnis.

Unternehmerische Existenz sichern

Planung und Ressourcen Management für die Sicherung eines Friseursalons

„Immer noch scheitern zahlreiche Friseure bereits wenige Monate nach ihrer Existenzgründung. Warum, ist kein Geheimnis." sagt Hannes Friedl, Friseurberater und kfW- Gründercoach. Dabei hätte fast jeder Gründer eine echte Existenzchance, würde er einige Spielregeln einhalten würde, die einfach unumgänglich sind beim Schritt in die Selbständigkeit.


1. Faktor Zeit
Vom Gedanken bis zur perfekten Planung vergehen heutzutage mindestens drei bis sechs Monate. Leider liegt gerade hier der Kardinalsfehler bei Friseuren. Der nahende Abschluss der Meisterprüfung, Differenzen mit dem Chef, ein Geldgeschenk von der Oma oder drohende Arbeitslosigkeit sind meist Ausgangslagen für die Gründung eines eigenen Unternehmens. Erfahrungsgemäss gehen mit den meisten Gründern bereits hier die Pferde durch. Alles muss auf einmal ganz schnell von statten gehen. Die Euphorie wird´s schon richten. Leider in den meisten Fällen nicht. Die Folge ist Konzeptlosigkeit, mangelnde Finanzierungsvarianten oder es wird eine mangelhafte Lage für das Ladengeschäft ausgewählt.


2. Vorbereitung
Wer sich für die Entwicklung seiner Selbständigkeit zu wenig Zeit nimmt, der muss sich nicht wundern, wenn kurz vor der Eröffnung die Hälfte fehlt. Im schlimmsten Fall sind bereits Verträge unterschrieben, die im Nachhinein nur schwer und unter Aufwand hoher Kosten wieder zu lösen sind. Eines muss für einen Gründer klar sein: wer nicht zu Beginn genauestens weiss, was er mit seinem Geschäft genau erreichen will, der wird in der Regel in Windeseile in grösste Schwierigkeiten geraten.


3. Notizen machen
„Wer schreibt, bleibt" sagt der Volksmund. Gott sei Dank ist das auch im Zeitalter von Email und Internet so. Meist verzichten Friseure bei der Gründung vollständig darauf, Ideen, Gedanken und Wichtiges zu Papier zu bringen. Der Effekt: man weiss keine Lösung, wenn man vor einem Problem steht. Hier ist aus der Erfahrung heraus nur ein Tip zu geben: befassen Sie sich täglich mit Ihrem Projekt und notieren Sie wirklich jede Idee und jeden Gedanken. Alles, was Sie zusammentragen an Wissen, kann Ihnen nur helfen, ein erfolgreiches Friseurgeschäft zu gründen. Was Sie sich da überlegen, ist auch deshalb wichtig, weil irgendwann der Gang zur Bank ansteht. Und spätestens die wollen ganz genau wissen, was Sie vorhaben.


4. Konzept perfektionieren - der genaue Businessplan
Vielfach erlebt: auch heute gibt es Existenzgründer, die von ihrer Hausbank so schlecht beraten werden, dass sie häufig noch nie etwas von staatlichen Fördermitteln, Ausfallsbürgschaften oder anderen Möglichkeiten der Gründungsförderung gehört haben. In solchen Fällen werden dann Oma oder die Eltern als Bürgen missbraucht und im Falle des Misserfolgs ist gleich die ganze Familie dran. VORSICHT vor Banken! Die Herren in grau sind wichtige Partner, aber sie verdienen bei einer staatlich geförderten Finanzierungsvariante weit weniger an Ihnen, als bei einem privat abgesicherten Darlehen. Der Unterschied ist eklatant: während meist bei geförderten Darlehen eine Tilgungsfreiheit von mindestens zwei Jahren eingeräumt wird und damit Überschüsse aus dem Geschäft für Werbung und „Kundenfang" oder die Schaffung neuer Arbeitsplätze eingesetzt werden können, bringt man sich mit einem Privatdarlehen vom ersten Tag an selbst unter Druck. Hier müssen in den ersten Jahren oft weit über 10.000 Euro Schulden getilgt werden und der Betrieb hat kein Geld für die Werbung neuer Kunden. Um an die vollen Töpfe der staatlichen Unterstützung zu kommen, ist ein gut durchdachter Businessplan wichtig. Es macht aber grossen Sinn, in diese Richtung zu arbeiten, denn Geschäfte mit Business- und damit Finanzplan laufen in der Regel. Schließlich stehen da ja auch Sachen drin, die dem Gründer selbst helfen, den Überblick nicht zu verlieren.


5. Richtige Lieferanten wahl
Lieferanten sind wichtig und gut. Und ohne sie geht nichts in der Friseurbranche. „Sorglos-Finanzierungen" über den Wareneinkauf sind grundsätzlich auch nichts Falsches. Hat man als Gründer aber ein völlig anderes Konzept, als der Lieferant, sind Probleme vorprogrammiert. In der Regel werden Betriebsmitteldarlehen über mindestens fünf Jahre abgeschlossen. Das heisst für Existenzgründer, dass sie in dieser wichtigen Anlaufzeit auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Ändert der Lieferant, bei dem Sie sich Geld geborgt haben Konditionen oder Konzept, müssen Sie mit. Ob Sie das wollen oder nicht. Tip vom Gründercoach: erster Schritt ist immer eine Hausbank. Erst wenn sich zeigt, dass die Ihr Konzept nicht richtig unterstützt, dann macht es Sinn, auf einen Lieferanten zuzugehen.


6. Richitge Standortwahl
Wer genau weiss, was er will und wie er die nächsten Jahre seiner Selbständigkeit verbringen will, der ist schon auf dem richtigen Weg. Leider wird hier von jungen Friseuren gerne das Pferd von hinten aufgezäumt. Nach dem Motto: „Jetzt such ich mir mal einen Laden und der Rest wird dann schon ins Lot kommen.", wird erst ein Geschäft gesucht und dann das Konzept nach dem Fundstück gemacht. Das ist der erste Schritt ins Verderben, obwohl noch gar nicht angefangen wurde. Es gilt als Faustregel: erst der Gedanke, dann die Verwirklichung. Alle Gründer sind in der glücklichen Lage, dass sie sich ihr Chefleben so gestalten können, wie sie das wollen. Viele gründen ihre Geschäfte an Standorten, an denen besser andere Geschäfte aufgehoben wären und stellen nach ein paar Monaten fest, dass sie eigentlich umziehen müssen, um die Verbindlichkeiten zu tilgen. Also: erst denken, dann machen. Suchen Sie sich als zweiten Schritt ein Ladenlokal von dem Sie denken, es könnte Ihr Konzept positiv unterstützen und nicht andersherum.


7. Geld
Warum macht man sich selbständig? Genau, weil man mehr verdienen und dabei freie Entscheidung haben will. In den meisten Fällen meiner Tätigkeit als Gründungsberater spielt Geldverdienen bei Friseuren nur eine untergeordnete Rolle. Genauso wie damals als Angestellter. Erfahrungsgemäss lässt sich aber eines feststellen: wer richtig gutes Geld verdienen will und bei der Gründung seines Unternehmens diesen Faktor nicht bescheidenerweise völlig ausklammert, der hat eine echte Chance. Dies gilt im Übrigen auch für Mitarbeiter. Seien Sie hungrig nach Geld, dann erreichen Sie viel mehr, als wenn Sie das nicht tun.


8. Euphorie bremsen
Wie bereits beschrieben, ist es die Anfangseuphorie, die viele Existenzgründer irgendwann die Existenz kostet. Man gewöhnt sich ja auch gerne an das viele Adrenalin im Blut und die Spannung jeden Tag. Leider bleibt das nicht so. Im Bestfall nach Monaten strahlen Sie vielleicht nicht mehr wie am ersten Tag oder können Ihr Personal nicht mehr so mitreissen, wie das am Anfang der Fall war. Und was kommt dann? Meist nichts, denn die meisten Gründer machen sich keine Gednaken, darüber, dass die Arbeit erst losgeht, wenn das Geschäft geöffnet ist. Strukturen, sowohl in der Betriebsführung, als auch bei Mitarbeitern sind das A und O, wenn der Anfangsdrive verblasst. Auch hier muss dringend nachgedacht werden. Und zwar bereits vor der Gründung. Nach welchen Kriterien führe ich meinen Betrieb, welche festen Abläufe durchläuft mein Personal, welche Standards möchte ich in meinem Betrieb sehen. Solche Gedanken aufgeschrieben sind wie ein 6er im Lotto in einer schlechten Zeit, denn wenn Plan A nicht mehr funktioniert, muss man einen Plan B haben, der nahtlos einsetzt. So toll es ist, sich für etwas zu begeistern: treten Sie manchmal die Bremse und nehmen einen Stift zur Hand, um sich Ihren Plan B zu notieren. Das gibt Sicherheit. Im Übrigen auch bei der Bank, denn die finden´s toll, wenn sie sehen, da ist einer, der weiterdenkt.


9. Nachgiebigkeit vermeiden
Wer mit Personal startet, der ist in der glücklichen Lage, dass er nicht allein im Laden steht zu Beginn. In den meisten Fällen geht der Schuss aber nach hinten los. Aus der Mitarbeiterin wird schnell die beste Freundin und dann kommt man schnell ins falsche Fahrwasser. Ein Mitarbeiter muss sich die Freundschaft verdienen. Er ist nicht automatisch ein Leidensgenosse in schlechten Anfangszeiten. Gewöhnen Sie sich bitte vom Start weg klare Führungsstrukturen an. Das verhindert, dass nach einem halben Jahr Ihr Personal die Hosen an hat in Ihrem Geschäft.


10. Klare, verständliche Ziele setzen
Wenn´s gut läuft, dann neigt der Mensch dazu, in seinem Bestreben etwas voranzutreiben, nachzulassen. Für die meisten Friseurgründer gilt nur ein Ziel: einen eigene Laden haben. Ist der geöffnet, versinken viele in dieselbe Lethargie wie vorher, als sie noch angestellt waren. Nur dass es in diesem Fall das eigene Geld kostet. Eine ordentliche Geschäftsplanung wird in der Regel über mindestens drei Jahre gemacht. Auch um zu verhindern, dass exakt dieser Zustand eintritt. Wer sich darüber hinaus noch ein jährliches Programm zur Qualitätssteigerung aufstellt und ab und zu seine Zahlen kontrolliert, der hat eine echte Chance.


Ein Ziel für jeden Gründer: „Ich mache alles besser, als mein Mitbewerb!"

Wer so denkt und sich vor harter Arbeit nicht scheut, der kann heute jederzeit grossen Erfolg erzielen als Friseur. Was gefordert ist: Hirn und Struktur. Und das alles am besten vor dem ersten Aufsperren. Sollten Sie sich bei der Lektüre selbst entdeckt haben, machen Sie sich nichts daraus: morgen können Sie schon alles anders machen.

 

Viel Erfolg und auf geht´s in die Gründung wünscht Ihnen Hannes Friedl

 

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