17. Die Planung der Einrichtung

Grundsätzlich ist das Thema sowohl für die Neueinrichtung wichtig als auch für den Kauf eines Geschäftes.

Die Saloneinrichtung

Der Planngsprozeß für die Einrichtung des Friseursalons

Die Planung der Einrichtung ist in dem 6 P-Schema von Kotler nicht ganz einfach unterzubringen, ich reihe sie unter Promotion ein. Grundsätzlich ist das Thema sowohl für die Neueinrichtung wichtig als auch für den Kauf eines Geschäftes. Der Zeithorizont ist nur sehr unterschiedlich. Bei der Neueinrichtung ist die Einrichtungsplanung eine der ersten Dinge, die getan werden müssen. Von ihr hängt entscheidend die Finanzplanung ab, die auch frühzeitig erfolgen muß. Eine Grundregel ist, daß staatliche Förderungsmittel vor der Unternehmensgründung beantragt werden müssen. Beim Geschäftskauf soll und muß sich der Existenzgründer Zeit mit der Einrichtungsplanung lassen.

 

Vorsicht beim Kauf eines Geschäftes und dem sofortigen Umbau

Meine Erfahrung ist: Größte Vorsicht beim Kauf eines Geschäftes, das sofort umgebaut werden muß! Da entsteht zum einen gleichzeitig ein großer Investitionsbedarf für Geschäftskauf und Neueinrichtung, zum anderen stellt sich die Frage, was ein Geschäft wert ist, das sofort neu eingerichtet werden muß. Die Einrichtungsplanung kommt in aller Regel auf die Jungmeister sehr schnell in Gestalt der Vertreter der Einrichtungsfirmen zu. Es ist verständlich, daß da oft ein Wettrennen um die zukünftigen Kunden entsteht. Da ist es legitim und sogar nützlich, wenn sich der Existenz-gründer Zeit mit dem Vertragsabschluß läßt. Das sehen die  Einrichtungsfirmen natürlich ganz anders, weil der oft vergebliche Be-ratungsaufwand vor Vertragsabschluß enorm ist. Es gilt aber der einfache Grundsatz: Solange der Einrichtungsauftrag noch nicht unterschrieben ist, sind Alternativen und Zugeständnisse möglich, danach ist es damit viel schwieriger. Für die Einrichtungsplanung gilt mein Grundsatz: Der Köder muß auch dem Angler schmecken. Damit meine ich: Der Friseur und seine Mitarbeiter verbringen einen großen Teil ihres Wachzustandes im Geschäft. Deshalb sollten sie sich da genauso wohlfühlen wie in den eigenen vier Wänden. Für mich ist der Mitarbeiter (und damit auch der mitarbeitende Chef) Kunde für den Arbeitsplatz. Auch aus dieser Sicht ist die Einrichtung ein Köder nicht nur für die Fische (Kunden), sondern auch für die Angler, die auch erst einmal "geangelt" werden müssen. Du hast nur eine Chance für den ersten Eindruck. Das gilt nicht nur für den ersten Eindruck, den ein Friseurmeister von einem Bewerber hat, sondern auch für den ersten Eindruck, den ein Bewerber von seinem möglichen neuen Arbeitsplatz hat. Ich bin überzeugt, daß viele Einstellungsgespräche überflüssig sind, weil sich der Bewerber aufgrund des ersten Eindruckes schon sofort gegen den neuen Arbeitsplatz entschieden hat. Dabei ist das auch dem Bewerber meistens nicht gleich bewußt. Was ich hier schreibe, ist im übrigen ein weiteres Argument gegen den sofortigen Umbau bei einem Geschäftskauf. Bei einer Neueinrichtung muß oft schon geplant werden, ehe die Mitarbeiter ein Wort mitreden können. Da ist dann der Existenzgründer der einzige Angler, der entscheiden muß, ob ihm der Köder auch schmeckt. Da geht es dann leider nicht selten ins andere Extrem, das da heißt: Nur der eigene Geschmack entscheidet. Ob das auch der Geschmack der zukünftigen Mitarbeiter ist, das ist die große Frage. Hier nutzen die Erfahrungen der Einrichtungsfirmen.

Es sollte auch hier nach dem dialektischen Prinzip verfahren werden:

  • These (eigeneVorstellungen)
  • Antithese (Erfahrungen der Einrichtungsfirma)
  • Synthese (höhere Einsicht)

 

Zu viele Behandlungsplätze

Nicht selten ist auch, daß der Existenzgründer jemanden kennt, der irgendwie künstlerisch tätig ist. Dann wird nach dessen Geschmack eingerichtet. Das Ergebnis kann sowohl ein traumhaft schöner Salon sein als auch eine Eintagsfliege, an der sich Friseure und Kunden sehr schnell sattgesehen haben. Mir ist aufgefallen, daß die Funktionalität optisch schöner Salons oft sehr zu wünschen übrig läßt. Davon hat auch der Existenzgründer wenig Ahnung. Von der Funktionalität verstehen natürlich die Einrichtungsfirmen sehr viel. Mein Rat ist, sich den Rat dieser Firmen zu sichern, selbst wenn sie nur die 'Technik" (Rückwärtswaschbecken, Großgeräte) liefern.  Ein häufiger Fehler bei der Einrichtungsplanung ist, daß zu viele Behandlungsplätze eingeplant werden. Das hat dann zwei gravierende Nachteile zur Folge:
•Durch zu viele Plätze werden die Gestaltungsmöglichkeiten sowohl im ästhetischer als auch funktioneller Hinsicht sehr stark eingeschränkt. •Viele Plätze, und besonders zu Anfang zu wenig Kunden, führen zum berüchtigten Gaststätteneffekt = Bin ich der einzige, der hierhergeht?. Im Grunde zwingen viele Plätze zur Einstellung vieler Mitarbeiter. Die sind aber bei Neugründungen schwer zu bekommen, außerdem kosten sie sehr viel Geld, gerade wenn noch nicht genug Kunden da sind. Es klingt zwar logisch, funktioniert aber in der Praxis nicht: Mit einer großen Raumkapazität anfangen und dann nach und nach die Personalkapazität den steigenden Kundenzahlen anpassen.

Deshalb mein Rat: Planen Sie nicht viel mehr als zehn Plätze ein.
Mit zehn Plätzen, ausgedehnter Öffnungszeit und gehobenen Preisen können Sie eine Millionen Umsatz erzielen. Wenn Sie das nicht schaffen, ist es allein ein Marktproblem und kein Kapazitätsproblem.

Und noch ein Thema:
Der Wunsch vieler junger Friseure ist: Der Laden darf nicht aussehen wie ein Friseursalon. Wenn ich das höre, beschleichen mich zwiespältige Gefühle. Wenn damit gemeint ist Anders als alle anderen, o.k.; wenn da aber eine mangelnde Identifizierung mit dem Beruf durchschimmert, ist es fragwürdig. Bei der Einrichtung ist das sogenannte 5-A-Prinzip auch problematisch. Besser ist: Auffallend anders als alle anderen. Das können ein, zwei Dinge sein, die auffallend anders sind. Darüber lohnt sich dann, intensiv nachzudenken.

Ein paar Beispiele aus dem Bereich der Einrichtungen:

  • •Abdeckbare Spiegel, weil die Kundin sich bei technischen Behandlungen/Farbe/Dauerwelle nicht unbedingt sehen muß.
  • •Halbhohe Bänke unter und neben den Spiegeln. Für die Kundin die Möglichkeit, die Beine hochzulegen; für den Friseur die Möglichkeit, sich auch einmal zu setzen und dann den Kunden direkt anzuschauen. Für die mitgebrachten Kleinkinder ein Sitzplatz direkt bei der Mutter.
  • •Ein schöner Spruch genau an der Stelle an der Decke, auf die der Kunde schaut, wenn er im Waschsessel liegt.•
  • Ein Beratungsplatz, der anders aussehen muß als ein Behandlungsplatz.

 

Und noch etwas liegt mir am Herzen:
Der Arbeitsplatz für den/die Chef/in als Unternehmer/in.
Der fehlt in den meisten Friseurgeschäften und das rächt sich. Die Schreibtischarbeit soll dann zu Hause erledigt werden und das klappt besonders bei Frauen nicht. Deshalb lieber zwei Behandlungsplätze weniger und ein kleines Chefbüro, in dem auch Einzelgespräche ungestört zu führen sind. Über die Alternative Universal- oder Spezialplätze will ich mich hier nicht auslassen. Das ist Glaubensstreit. Der Erfolg eines Geschäftes hängt davon kaum ab. Die Philosophie des Unternehmens ist ent-scheidend für die Entscheidung. Bei der Einrichtungsplanung ist es wichtig, mit Checklisten zu arbeiten. Eine Einrichtungsfirma, die solche Checklisten nicht hat, sollte ein Existenzgründer mit spitzen Fingern anfassen. Ich habe einmal, als ich zu einer Neueröffnung kam, erlebt, daß die Garderobe nicht eingeplant war. Inzwischen gibt es neben Einrichtungsplänen auf dem Papier auch virtuelle Einrichtungspianungen auf dem Computerbildschirm. Sie ersetzen aber nicht die Kenntnis verschiedener Einrichtungskonzepte "in Betrieb". Für mich ist es immer sehr aufschlußreich gewesen, wenn ich einen Friseur ein bis zwei Jahre nach einer Neueinrichtung gefragt habe, was er im Rückblick jetzt anders machen würde, wenn er noch einmal die Chance für eine Neueinrichtung hätte.

Mein Rat:
Fragen Sie so auch Kollegen, deren Einrichtung Sie sich anschauen können.

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