53. Mitarbeiter sucht Arbeitsstelle

Die Betrachtung eines Friseursalons durch die Augen eines potentielle Mitarbeiters.

Employer Branding

Der Salon als Arbeitgeber Marke - der Salon aus der Sicht von Arbeitnehmern

Eine junge Friseurin aus einer Friseurfamilie wollte sich aus privaten Gründen beruflich verändern, d.h. konkret den elterlichen Betrieb verlassen und 200 km weiter in einer Großstadt einen neuen Arbeit­geber suchen. Sie brachte die Adressen von einem halben Dutzend Friseuren dieser Großstadt in Erfahrung (Insider-Tips) und rief diese Friseure an und verabredete ein Kontaktgespräch an einem Don­nerstag ohne genaue zeitliche Festlegung. Inzwischen hat sie eine Arbeitsstelle und erzählte mir von ihren Erfahrungen in den sechs Geschäften. Im Kopf hatte sie eine Checkliste, worauf sie achten und was sie fra­gen wollte. Ein Chef, reichlich arrogant, ließ sie erstmal lange warten. Sie sagte, daß die Wartezeit für sie sehr wichtig gewesen war. Sie bekam ein Gefühl für das Betriebsklima. Dieses Gefühl ist durch nichts anderes zu ersetzen. Ich kenne das, weil ich als selbständiger Berater keine Intensivberatung mehr gemacht habe, ohne daß ich das Geschäft nicht mindestens eine Stunde mit normalem Ablauf auf mich habe wirken lassen. Das, was ich dann später an Zahlen sah, war nur die Bestätigung dessen, was ich vorher gespürt hatte. Der jungen Friseurin, die mich und das, was ich sage und schreibe, schon eine Weile aufmerksam verfolgt, ist es so ähnlich gegangen. Durch das „Reinplatzen" in die Geschäfte hat sie mehr mitbekom­men, was wirklich los ist, als in fest verabredeten und entsprechend vorbereiteten Bewerbungsgesprächen. In vier Geschäften wußte sie nach ein paar Minuten schon, daß sie da nicht arbeiten wollte.

 

Der Arbeitsmarkt für Friseure ist ein Käufermarkt und keinen Verkäufermarkt

Spielen Sie doch einmal gedanklich durch, was bei Ihnen passieren würde, wenn diese junge Friseurin plötzlich bei Ihnen angerufen hätte. Bitte keine Ausreden, z.B., „Wir brauchen im Moment nie­manden" oder „Wir bilden unsere Leute selber aus"! Stellen Sie sich lieber vor, daß Sie gerade dringend jemanden brauchen. Dann ist es z.B. sinnvoll zu sagen: Vielen Dank, daß wir in Ihrer Vorauswahl sind. Leider, oder Gottseidank habe ich im Moment so viel zu tun, daß ich nicht sofort Zeit für Sie habe. Schauen Sie sich bei uns um, lassen Sie unser Geschäft, unser Team und unsere Kunden auf sich wirken. Dann wissen Sie besser, ob wir für Sie als Arbeitsstätte überhaupt in Frage kommen. Dann sprechen wir mit­einander und klären ab, ob wir zueinander passen könnten. Dahinter steht folgende Überlegung: Auf dem Arbeitsmarkt für Friseure habe wir einen Käufermarkt und keinen Verkäufermarkt. Das heißt: In aller Regel hat der qualifizierte Arbeitnehmer Wahl­möglichkeiten und nicht der Arbeitgeber. Die meisten Arbeitgeber halten es nun für Glückssache, daß die meisten angestellten Friseurinnen und Friseure noch nicht begriffen haben, welche starke Stellung sie haben, weil sie wählen können. Ich halte es eher für eine „Unglückssache", weil ich der Meinung bin, daß sich jede Menge ursprünglich kompetenter und engagierter Friseure und Friseurinnen zu wenig die Geschäfte suchen, die den richtigen Rahmen für sie bieten. Aus dieser Geschichte wird Ihnen vielleicht deutlicher, was ich meine, wenn ich von der Notwendigkeit eines Marketing und Qualitätsmana­gements für die Arbeitsplätze in einem Friseurunternehmen rede und schreibe, das genauso wichtig ist wie Marketing und Quaiitätsmana-gement für die Frisuerdienstleistung.

Bitte stimmen Sie der Cookie Verwendung, zu Ermöglichung bestimmter Funktionen und zur Verbesserung unseres Angebotes zu. Informationen Cookies/­Datenschutz Ich stimme zu