Employability und Employer Branding
So gewinnt ein Friseurunternehmen an Attraktivität bei Arbeitnehmern
Dieses schwer übersetzbare englische Wort bedeutet so etwas wie Beschäftigungsfähigkeit (wörtlich übersetzt) und meint die Fitneß des Arbeitnehmers auf dem Arbeitsmarkt. Das ist eine Mischung von Wissen, Können und Wollen. Die Havard-Professorin Kanther hat diesen Begriff Anfang der neunziger Jahre geprägt und jetzt wird er vor allem von der englischen Labour-Party, aber auch von der EU-Kommission als Schlüssel für mehr Beschäftigung und weniger Arbeitslosigkeit groß herausgestellt. Auch der Arbeitgeberverband Gesamtmetall stellte bei einem Kongreß den Begriff Employability" in den Mittelpunkt einer Diskussion. Die Botschaft ist: Weniger die Arbeitsplätze, sondern mehr die arbeitenden Menschen sollen krisensicherer werden. Wir reiben uns erstaunt die Augen! Begreifen die Politiker so langsam, welches Unheil sie damit angerichtet haben, daß sie immer wieder die Schaffung von Arbeitsplätzen versprochen haben? Es hat noch keiner ausgerechnet, ich vermute es aber, daß durch jeden Arbeitsplatz, den Politiker durch Subventionen schaffen oder erhalten, zwei vernichtet werden, und zwar durch die dadurch steigenden öffentlichen Abgaben auf menschliche Arbeit. Das gilt sowohl für subventionierte Factory outets" auf ehemaligem Militärgelände als auch für Bergbau und Landwirtschaft.
Employability
Politiker können unter dem Strich keine Arbeitsplätze schaffen und sie hören langsam auf, es zu versprechen. Sie sprechen auf einmal von Employability. Reinhard Sprenger (Mythos Motivation) wurde am Rande eines Kongresses in Frankfurt von einem Journalisten vorgeworfen, er äußere sich verächtlich über Arbeitslose, wenn er sage, sie seien für ihre Arbeitslosigkeit selbst verantwortlich. Sprenger entgegnete, daß er das nicht vergangenheits-, sondern zu-kunftsbezogen meine. Arbeitslos werden kann auch ein tüchtiger Mensch durch Umstände, auf die er keinen Einfluß hat, arbeitslos bleiben braucht er aber nicht. Das liegt in seiner Verantwortung. Natürlich gilt dieser Satz - so meine ich - auch für arbeitslose" Unternehmer, d. h. Unternehmer mit Umsatzproblemen. Bei der Verantwortung für die Fitneß im Arbeitsmarkt setzt der Begriff der Employability an. Wer sich für den Arbeitsmarkt fit hält, hat immer Chancen, auch wenn es zwischendurch im Hinblick auf Einkommen oder Weg zur Arbeit etwas schlechter aussehen kann. In früheren Jahrhunderten sind Europäer nach Amerika ausgewandert, wenn sie hier keine Arbeit fanden. Auch zu uns kommen Menschen aus vielen Ländern auf der Suche nach Arbeit. Für die meisten Arbeitslosen bei uns ist es aber eine Zumutung, wegen eines Arbeitsplatzes den Wohnort zu wechseln. Das ist dann mangelnde Employability.
Hier einige Stichwörter für Employability in der Friseurbranche, die natürlich auch für Chefs gelten:
Lernfähigkeit
Je höher die Spielklasse, desto intensiver das Training.
Begeisterungsfähigkeit
Du kannst nur entzünden, was in Dir selber brennt, wußte schon der hl. Augustinus.
Beratungsfähigkeit
Ohne Beratungsfähigkeit ist der Handwerker nur ein Handlanger. Die Berufsberater glauben oft noch, der Friseurberuf sei ein Handlanger-Beruf. Entsprechend raten sie zu oder ab. Wir dürfen uns nicht darüber wundern, denn die meisten Friseure benutzen die Lehrlinge nur als Handlanger. Das tut dann auch denen weh, die gut ausbilden, denn ihnen werden meistens auch nur die zukünftigen Handlanger geschickt.
Integrität
Das ist das Festhalten an moralischen und ethischen Werten, gerade dann, wenn sich andere nicht daran halten.
Streßresistenz
Das ist die Fähigkeit, kühlen Kopf zu behatten, auch wenn es mal heiß her geht. Das ist aber auch die Fähigkeit, ein hohes Tempo ohne Qualitätseinbuße mitzugehen, wenn es nötig ist.
Eigenführungsfähigkeit
Nur wer sich selber führen kann, wird andere - z.B. auch Kunden -führen können.
Konstanz
Das ist die Fähigkeit, eine Arbeit, auch eine sehr kreative und sehr modische, jederzeit wiederholen zu können.
Dienstleistungshaltung
Dem anderen Menschen nutzen (dienen) wollen und den eigenen Nutzen dabei weniger als Ziel im Auge haben, sondern mehr als Folge (Erfolg") ansehen.
Durchhaltevermögen
Erfolge und Mißerfolge nur als Zwischenergebnisse sehen. Durch Mißerfolge nicht mutlos werden, durch Erfolge nicht übermütig oder blind durch das Erfolgsbrett vor dem Kopf.
Verantwortlichkeit Employer Branding
Verantwortung für sich selber übernehmen (nach Meinung von Günter Stenger unterscheidet das Unternehmer von Gewerbetreibenden). Nicht darauf warten, daß andere etwas für uns tun. (Dieses Warten macht besonders böse Gedanken.) Verantwortung für das eigene Verhalten gegenüber anderen übernehmen,nicht aber den anderen die Verantwortung für sich selber abnehmen (außer natürlich bei Kleinkindern). So, jetzt habe ich Ihnen geschrieben, was zu tun ist, um Employability zu erreichen. In der Sprache des Qualitätsmanagements ist das ein Lastenheft". Jetzt ist es Ihre Aufgabe, ein Pflichtenheft" dafür mit Ihren Mitarbeitern zu erarbeiten. Im Pflichtenheft steht das gewußt wie" für das, was zu tun ist nicht aber den anderen die Verantwortung für sich selber abnehmen (außer natürlich bei Kleinkindern). So, jetzt habe ich Ihnen geschrieben, was zu tun ist, um Employability zu erreichen. In der Sprache des Qualitätsmanagements ist das ein Lastenheft". Jetzt ist es Ihre Aufgabe, ein Pflichtenheft" dafür mit Ihren Mitarbeitern zu erarbeiten. Im Pflichtenheft steht das gewußt wie" für das, was zu tun ist.