Mobiler Friseur – Flexibilität oder Risiko?
Immer mehr Friseure überlegen, sich als mobiler Friseur selbstständig zu machen, anstatt ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Doch lohnt sich dieses Geschäftsmodell wirklich?
Vorteile:
✅ Keine Mietkosten für ein Ladenlokal
✅ Flexible Zeiteinteilung
✅ Direkter Service beim Kunden
Nachteile:
❌ Hohe Wegekosten und unproduktive Reisezeiten
❌ Schwierigkeiten beim Aufbau einer stabilen Kundenbasis
❌ Rechtliche Unsicherheiten in der Gewerbeanmeldung und Werbung
❌ Sicherheitsrisiken, insbesondere für Frauen
Ein mobiles Geschäft kann profitabel sein, wenn der Friseur höhere Preise verlangt und sich eine treue Stammkundschaft aufbaut. Dennoch bleibt die Abhängigkeit von Schwarzarbeit in diesem Modell ein kritischer Punkt. Zudem ist eine Expansion kaum möglich, da die Einstellung von mobilen Mitarbeitern rechtlich problematisch ist.
Mein Rat: Wer langfristig wachsen möchte, sollte eine mobile Tätigkeit als Ergänzung, nicht als Hauptstrategie sehen.
Freie Mitarbeit und Stuhlanmietung – rechtliche Grauzone
Immer wieder wird über das Modell der freien Mitarbeit oder des Stühlemietens als Alternative zur klassischen Selbstständigkeit diskutiert. Doch Vorsicht: Hier lauern rechtliche und steuerliche Fallen.
Probleme:
- Scheinselbstständigkeit: Wer dauerhaft in einem Salon arbeitet, aber keine eigene Kundengewinnung oder Preisgestaltung hat, könnte als scheinselbstständig eingestuft werden – mit hohen Steuernachzahlungen.
- Sozialversicherungsprüfung: Sowohl der Saloninhaber als auch der Friseur können rückwirkend für Sozialabgaben haftbar gemacht werden.
- Keine offiziellen Absicherungen: Bei Krankheit oder Unfall gibt es keinen rechtlichen Schutz für „freie Mitarbeiter“.
Die einzige Möglichkeit, dieses Modell rechtssicher umzusetzen, wäre eine offizielle Anmeldung als Handwerksbetrieb mit Eintragung in die Handwerksrolle – was in der Praxis selten passiert.
Mein Rat: Wer als freier Mitarbeiter oder Stuhlmieter arbeiten möchte, sollte sich dringend beim Finanzamt und der Sozialversicherung beraten lassen, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Franchise – Sicherheit oder Einschränkung?
Franchisesysteme haben in anderen Branchen längst Erfolg und gewinnen auch in der Friseurbranche an Bedeutung. Bekannte Konzepte wie Mod’s Hair oder Jacques Dessange zeigen, dass ein standardisiertes System gut funktionieren kann.
Vorteile des Franchise-Modells:
✅ Nutzung eines bewährten Konzeptes und einer bekannten Marke
✅ Unterstützung durch Marketing, Schulungen und Erfahrungsaustausch
✅ Oft bessere Konditionen bei Lieferanten durch Einkauf im Verbund
✅ Finanzierungs- und Expansionshilfen
Nachteile:
❌ Monatliche Franchisegebühren und Umsatzbeteiligungen
❌ Eingeschränkte Entscheidungsfreiheit bei Preisen, Einrichtung und Sortiment
❌ Abhängigkeit von der Marke und deren Entwicklung
Für Friseure, die sich mehr auf das Handwerk als auf das Unternehmertum konzentrieren möchten, kann ein Franchise-Modell eine interessante Option sein. Allerdings sollte man sich vorher genau informieren und bestehende Franchisenehmer nach ihren Erfahrungen befragen.
Franchise oder Einzelkämpfer – was passt zu dir?
Franchise | Eigener Salon |
---|---|
Erprobtes Konzept | Maximale Entscheidungsfreiheit |
Markenbekanntheit | Keine Franchisegebühren |
Unterstützung durch Zentrale | Keine Abhängigkeit von einer Marke |
Bessere Einkaufskonditionen | Eigenes Branding möglich |
Erfahrungsaustausch | Freiheit bei Sortiment & Preisen |
Mein Rat: Wenn du Lust hast, dein eigenes Konzept zu entwickeln und maximale Freiheit willst, ist der eigene Salon die bessere Wahl. Wenn du hingegen von einer starken Marke profitieren und weniger unternehmerische Risiken tragen willst, könnte Franchise eine gute Lösung sein.
Fazit: Welche Selbstständigkeit passt zu dir?
- Mobiler Friseur → Nur bei hochpreisigem Angebot sinnvoll, langfristig schwer skalierbar.
- Freie Mitarbeit / Stuhlanmietung → Rechtlich heikel, kann teuer werden.
- Franchise → Sicherheit durch erprobtes Konzept, aber weniger kreative Freiheit.
- Eigener Salon → Maximale Unabhängigkeit, aber hohes unternehmerisches Risiko.
Unabhängig von der gewählten Form gilt: Wer sich selbstständig macht, muss sich nicht nur als Friseur, sondern auch als Unternehmer verstehen – mit allen Herausforderungen und Chancen, die das mit sich bringt.