Der Reiz, Kunden „mitzunehmen“
Der Gedanke liegt nahe: Wer sich selbstständig macht, könnte einfach seine bisherigen Kunden in den neuen Salon mitnehmen. Schließlich kennen sie dich, schätzen deine Arbeit und bringen Umsatz mit. Klingt nach einem perfekten Start – doch ist es wirklich so einfach?
Die Haken an der Sache
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Nicht alle Kunden wechseln mit.
Viele kommen aus Neugier einmal vorbei, bleiben dann aber doch beim alten Salon.Stammkunden haben oft eine Bindung zur Marke, nicht nur zur einzelnen Person. -
Du bist gezwungen, den alten Chef zu kopieren.
Kunden erwarten, dass du genauso arbeitest wie früher – mit allen Vor- und Nachteilen.Dein Wunsch, „Dinge anders zu machen“, wird ausgebremst, weil die Kunden Gewohnheiten mitbringen. -
Das Verhältnis zum alten Arbeitgeber kann eskalieren.
Selbst wenn du fair bleiben willst, wird es als Konkurrenz empfunden.Besonders brisant wird es, wenn du auch Kollegen mitnehmen willst. -
Dein Start als Führungskraft wird erschwert.
Wer von einem großen, etablierten Salon in einen kleineren Betrieb wechselt, wird von Kunden oft anders wahrgenommen.Ein Chef, der nur Haare schneidet, aber keine Zeit für Teamführung hat, läuft Gefahr, die Kontrolle über seinen Salon zu verlieren.
Besser Abstand halten – strategisch planen
Wer wirklich neu durchstarten will, sollte sich räumlich deutlich vom alten Salon entfernen. Das gibt dir die Freiheit, ein eigenes Konzept zu entwickeln, ohne ständig mit dem früheren Arbeitgeber verglichen zu werden.
Vorteile eines eigenen Standorts:
Mehr Freiraum für eigene Ideen und Preisgestaltung
Keine direkten Vergleiche mit dem alten Chef
Keine Konflikte durch vermeintlich „geklaute“ Kunden
Tipp:
Ein kluger Ex-Chef unterstützt manchmal sogar den Wechsel, wenn man fair bleibt und frühzeitig offen spricht.
Kunden „mitnehmen“? Ein Trugschluss
Eine spannende Erfahrung zeigt, dass sich Kundentreue oft überschätzt wird:
- Eine Friseurin wechselte den Salon.
- 80 % ihrer Kunden blieben beim alten Salon, nur 20 % wechselten mit.
- Ein Jahr später hatten beide Friseure viele dieser Kunden verloren.
Fazit:
Viele Kunden nutzen den Wechsel als Gelegenheit, sich gleich einen neuen Friseur zu suchen. Wer sich nur auf „Mitnahmeeffekte“ verlässt, kann schnell enttäuscht werden.
Der beste Weg in die Selbstständigkeit
- Hab Vertrauen in deine Leistung. Ein guter Friseur kann sich überall einen neuen Kundenstamm aufbauen.
- Sei strategisch. Marktuntersuchungen zeigen: Der Wunsch nach einer neuen Frisur führt oft direkt zum Wunsch nach einem neuen Friseur. Nutze das!
- Setz dich räumlich und konzeptionell klar vom alten Salon ab.
- Mach den Chef nicht zum Feind. Eine faire Kommunikation hilft, die Situation zu entschärfen.
Fazit: Erfolgreich starten – aber richtig!
Ein eigener Salon ist eine riesige Chance – wenn er richtig geplant wird. Wer sich zu nah am alten Arbeitgeber niederlässt, übernimmt nicht nur Kunden, sondern auch Probleme. Wer dagegen mit klarem Konzept, Distanz und neuer Energie startet, hat die besten Chancen auf langfristigen Erfolg.