Teil 4
Ein kleiner Salon bedeutet weniger Quadratmeter, weniger Menschen – und damit theoretisch weniger Aufwand. Doch die Wahrheit ist: Auch im Mini-Salon bleibt alles an dir hängen. Ob Terminplanung, Beratung, Reinigung, Produktbestellung, Insta-Post oder Kassenabschluss – du bist nicht nur Friseur*in, sondern auch Geschäftsführung, Kundenservice, Reinigungskraft und Marketingabteilung in einem.
Damit das nicht in Chaos oder chronischer Erschöpfung endet, brauchst du ein System, das zu deinem Alltag passt – digital, effizient und trotzdem persönlich. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du deinen Mini-Salon im Alleingang (oder zu zweit) souverän organisierst. Und zwar so, dass noch genug Zeit für Lebensqualität bleibt.
- Alles beginnt mit der Frage: Wie willst du arbeiten – und leben?
Das Schöne am Downsizing ist, dass du dir dein Salonleben ganz neu bauen kannst. Aber es braucht Klarheit darüber, was du willst.
Frag dich:
- Wie viele Stunden möchtest du realistisch im Salon verbringen – inklusive Vorbereitung, Reinigung, Orga?
- Wie viel „Backoffice“-Zeit pro Woche brauchst du für Buchhaltung, Bestellungen, Social Media?
- Welche Aufgaben kannst du digitalisieren oder automatisieren?
- Welche Abläufe rauben dir regelmäßig Energie – und wie könntest du sie smarter gestalten?
Tipp: Wenn du z. B. samstags nie zur Ruhe kommst, überleg, ob du deine Öffnungszeiten umstellst – oder ob du Samstag bewusst zum VIP-Tag machst: nur Stammkunden, keine Neuen, keine Social Media, keine Hektik.
- Digitale Tools – dein unsichtbares Team
Du arbeitest allein, aber du bist nicht allein. Es gibt digitale Helfer, die dich entlasten – rund um die Uhr und ohne Urlaubswünsche. Hier ein Überblick über Tools, die sich in Mini-Salons bewährt haben:
Terminbuchung & Kundenmanagement
- Shore, Fresha oder Treatwell Pro: Online-Terminplanung mit automatischer Bestätigung, Stornofunktion, Kalenderansicht und Kundendatenbank
- Erinnerungs-SMS oder Mails sorgen für weniger No-Shows
- Kundenprofile speichern Farbrezepte, Lieblingsdrinks oder Hinweise (z. B. "mag keine Kopfmassage")
Buchhaltung & Finanzen
- Lexoffice, sevDesk, Debitoor: Einfache Einnahmen-Ausgaben-Rechnung, DATEV-Export für Steuerberatung, Umsatzübersicht auf Knopfdruck
- Digitale Belegerfassung per App – Quittungen nie mehr verlieren
Zahlungsabwicklung
- SumUp oder Zettle by PayPal: Mobile Kartenzahlung – schnell, modern, unkompliziert
- Belege per E-Mail spart Papier und wirkt professionell
Marketing & Social Media
- Canva: Design-Vorlagen für Insta-Posts, Preistafeln, Story-Highlights
- Planoly oder Later: Vorausplanung deiner Beiträge – spart Zeit und Nerven
- Google My Business: Regelmäßig aktualisieren, Rezensionen beantworten, Angebote posten
Tipp: Baue dir ein digitales „Salon-Dashboard“ – z. B. in Notion oder Trello – dort hast du To-dos, Kundenrückmeldungen, Produktbestellungen, Ideen und Kalender an einem Ort. Dein kleiner Salon fühlt sich damit gleich viel größer an.
- Reinigung & Hygiene – auch kleine Räume brauchen Struktur
Im Mini-Salon gibt’s keine Reinigungskraft und kein Team für die Spätschicht – alles bleibt bei dir. Deshalb brauchst du einen realistischen, einfachen Reinigungsplan, den du auch dann einhalten kannst, wenn du müde, genervt oder im Feierabendmodus bist.
Tägliche Aufgaben (ca. 15–20 Minuten):
- Fußboden wischen oder saugen
- Waschbecken & Stuhlbereich desinfizieren
- Bürsten & Werkzeuge reinigen (z. B. Ultraschallgerät)
- Handtücher waschen (evtl. Mini-Waschmaschine im Backoffice?)
Wöchentliche Aufgaben (ca. 30 Minuten):
- Fenster & Spiegel reinigen
- Arbeitsflächen komplett desinfizieren
- Produktregale abstauben
- WC gründlich reinigen
Monatlich:
- Klimaanlage/Luftfilter checken
- Werkzeug auf Verschleiß prüfen
- Materialbestand kontrollieren
Praxis-Tipp: Erstelle dir eine laminierte Checkliste zum Abhaken – sichtbar im Backbereich. Das motiviert und spart mentale Energie.
- Buchhaltung muss nicht wehtun – wenn du’s einfach hältst
Du bist kein Buchhalter – musst aber trotzdem den Überblick behalten. Mit einem digitalen Tool (siehe oben) kannst du:
- Jeden Termin mit einem Klick als Einnahme erfassen
- Rechnungen direkt ausstellen
- Ausgaben kategorisieren (Miete, Produkte, Marketing)
- Umsatzsteuer korrekt ausweisen (wenn nötig)
Steuertipps für Soloselbstständige:
- Lass dir regelmäßig die BWA (Betriebswirtschaftliche Auswertung) vom Steuerbüro erklären – du lernst viel über deine Zahlen
- Behalte Rücklagen im Blick: Steuer, Rente, Notfälle
- Vermeide Schuhkarton-Buchhaltung – alles sofort digital erfassen!
Tipp: Setz dir einen fixen Termin in der Woche (z. B. Montagvormittag), um „Kramkram“ zu erledigen – dann schiebst du’s nicht ewig vor dir her.
- Zeitplanung & Pausen – keine Termine mehr durch den Tag gequetscht
Du willst entspannt und konzentriert arbeiten – nicht durchhetzen. Deshalb ist deine Tagesstruktur im Mini-Salon entscheidend.
So könnte ein smarter Tagesplan aussehen (z. B. Dienstag):
Uhrzeit Was passiert
9:00–9:30 Salon öffnen, Kaffee, Raumstimmung checken, Insta-Post vorbereiten
9:30–12:00 2–3 hochwertige Behandlungen mit Pausen dazwischen
12:00–13:00 Mittagspause (wirklich!)
13:00–15:30 weitere 2 Behandlungen
15:30–16:00 Reinigung, kurze Story posten, Tagesabschluss
Tipp: Plane immer 15 Minuten Puffer pro Stunde ein – für Gespräche, Nachbereitung, mal Durchatmen. Du bist Mensch, kein Roboter.
- Bonus: Wenn du zu zweit arbeitest – klare Rollen helfen gegen Chaos
Du willst nicht ganz allein arbeiten? Auch mit einer zweiten Person (z. B. 450€-Kraft oder Freelancer*in) funktioniert Downsizing – wenn klar ist, wer was macht.
Das kann eine Aushilfe übernehmen:
- Begrüßung & Getränke
- Reinigung & Wäsche
- Social-Media-Post vorbereiten
- Produkte nachfüllen & Verkaufsbereich pflegen
Tipp: Nutze ein gemeinsames Online-Tool für Aufgabenverteilung – z. B. Google Keep oder Todoist. So behältst du den Überblick, auch wenn ihr euch selten überschneidet.
Fazit
Ein Mini-Salon funktioniert nicht durch „weniger machen“, sondern durch anders machen. Mit digitalen Helfern, cleverer Planung, klaren Routinen und dem richtigen Fokus schaffst du einen Salonalltag, der sich gut anfühlt – für dich und deine Kund*innen.
Denn das Ziel ist nicht nur, dass dein Salon sauber, schick und pünktlich läuft – sondern dass du am Abend noch genug Energie hast, um mit gutem Gefühl nach Hause zu gehen. Und genau das ist das wahre Luxusgefühl, das mit Downsizing beginnt.