Downzising erobert die Friseurbranche

Höhere Preise, weniger Stress, mehr Qualität: Erfahre, warum immer mehr Friseure downsizen und was das für die Zukunft des Handwerks bedeutet.

Der neue Trend: Mini-Salons – Warum immer mehr Friseure downsizen

Vergiss die großen, lauten Salons mit zehn Bedienplätzen und einem ständigen Trubel – der neue Trend heißt Downsizing. Immer mehr Friseure in den USA, Kanada, Australien und Großbritannien setzen auf kleinere, intime Salonkonzepte, die sich durch Exklusivität, Effizienz und ein persönlicheres Erlebnis auszeichnen. Doch was bedeutet das für dich? 

  1. Neue Services – Mehr Exklusivität, weniger Masse

Mini-Salons setzen auf ein ganz besonderes Kundenerlebnis. Privatsphäre, maßgeschneiderte Behandlungen und echte VIP-Vibes stehen im Mittelpunkt. Michael Douglas (nein, nicht der Schauspieler, sondern der britische Star-Friseur) hat in London ein Studio, in dem immer nur ein Kunde zur Zeit betreut wird. Auch Sibi Bolan bietet in ihrer Penthouse-Location High-End-Farbservices für eine handverlesene Kundschaft an.

Der Trend geht klar zu einer Boutique-Erfahrung: Salons mit wenigen Bedienplätzen oder gar als Ein-Mann-Betrieb sorgen für eine entschleunigte, intime Atmosphäre. Das ist nicht nur für Kunden angenehmer, sondern gibt dir als Friseur*in auch die Möglichkeit, individueller und kreativer zu arbeiten. Viele Mini-Salons spezialisieren sich auf bestimmte Dienstleistungen, statt das volle Programm anzubieten – beispielsweise Balayage-Studios, Extensions-Spezialisten oder reine Barber-Services.

Was heißt das für dich? Weniger Durchlauf, mehr Qualität. In einem kleineren Setting kannst du deine Fachkompetenz gezielt einsetzen und hast mehr Zeit für deine Kunden. Du wirst nicht mehr zwischen mehreren Kunden hin- und hergerissen, sondern kannst echte Luxusmomente kreieren.

Auch technologische Innovationen werden hier oft zuerst eingesetzt. Einige Mini-Salons bieten virtuelle Beratungen per Video-Call an, bevor der Kunde überhaupt im Salon ist. Andere setzen auf app-basierte Terminbuchungen oder Self-Checkouts, um den Verwaltungsaufwand gering zu halten. Der Fokus liegt auf einer klaren Handschrift und einem unverwechselbaren Markenkern. 

  1. Preise – Hochwertig, individuell und teurer

Kleine Salons sind keine Spar-Version eines klassischen Friseurbetriebs – im Gegenteil. Weniger Kunden, aber höhere Preise ist die Devise. In London starten die Preise für einen Termin bei Michael Douglas bei 120 Pfund, während eine Farbbehandlung bei Sibi Bolan ab 235 Pfund losgeht. Warum? Weil die Exklusivität zählt – und die Kunden bereit sind, für ein persönliches, entspanntes Ambiente mehr auszugeben.

Die Preisstruktur in Mini-Salons basiert oft auf einer „Premium-Erfahrung“ statt auf standardisierten Preislagen. Kunden buchen nicht nur einen Haarschnitt oder eine Farbe – sie kaufen das gesamte Erlebnis. Das bedeutet: Höhere Preise, aber auch eine andere Erwartungshaltung. Während klassische Salons oft Rabatte oder Sonderangebote einführen müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben, verlassen sich kleinere Studios auf hochwertige Dienstleistungen mit einem klaren Branding.

Für dich als Friseur*in heißt das: Du kannst mit weniger Kunden den gleichen oder sogar einen höheren Umsatz erzielen. Klar, nicht jeder Kunde ist bereit, für eine Farbbehandlung über 200 Euro zu zahlen – aber genau das ist der Punkt. Mini-Salons richten sich an eine Zielgruppe, die nicht auf Schnäppchenjagd ist, sondern gezielt Qualität sucht. Ein exzellenter Ruf und eine starke Markenidentität sind hier der Schlüssel zum Erfolg. 

  1. Wer sind die Kunden?

Klar, jeder, der sich ein Luxus-Erlebnis gönnen will, fühlt sich in so einem Mini-Salon wohl. Besonders gefragt ist das Konzept aber bei Menschen, die Wert auf Diskretion und eine entspannte Atmosphäre legen – darunter auch VIPs, Geschäftsleute und Kunden, die keine Lust auf den üblichen Salontrubel haben.

Aber nicht nur die Superreichen sind die Zielgruppe: Berufstätige, die keine Lust auf lange Wartezeiten haben, sind ebenso bereit, mehr für einen effizienten und hochwertigen Service zu zahlen. Wer wenig Zeit hat, möchte seine Behandlung in einem ruhigen, strukturierten Setting genießen – genau das bieten Mini-Salons.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Viele Kund*innen haben durch die Pandemie neue Erwartungen entwickelt. Sie sind es gewohnt, private und hygienische Räume zu schätzen und möchten sich nicht in überfüllten Salons zwischen anderen Kunden fühlen. Besonders für die Generation 30+ spielt dieser Faktor eine große Rolle. 

  1. Ausbildung – Wo bleibt der Nachwuchs?

Während sich die Salonlandschaft verändert, sieht es in der Ausbildung düster aus. In England sind die Friseur-Azubizahlen in den letzten zehn Jahren um 70 % eingebrochen. Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für den Beruf – ein Problem, das langfristig für Personalmangel sorgt. Eine spannende Frage: Sind kleinere Salons vielleicht die Lösung, um wieder mehr junge Talente für das Handwerk zu begeistern?

Viele Azubis schreckt der Stress in großen Salons ab. Ewiges Haarefegen, Dauerstress und wenig Wertschätzung sorgen dafür, dass viele auf halbem Weg abspringen. Mini-Salons können hier ein neues Ausbildungsmodell bieten: Persönlicher, direkter und mit mehr Fokus auf den kreativen Aspekt des Berufs.

In Ländern wie Australien oder den USA setzen einige Friseurschulen auf spezialisierte Ausbildungsprogramme für Boutique-Salons. Dort lernen die Schüler*innen nicht nur das Handwerk, sondern auch, wie sie sich als individuelle Marken positionieren und mit Premium-Kunden umgehen. 

  1. Kosten & Effizienz – Kleiner heißt nicht automatisch günstiger

Weniger Platz, weniger Mitarbeitende – klingt erstmal kostensparend. Doch auch kleine Salons kämpfen mit steigenden Betriebskosten. Besonders in Großbritannien setzen höhere Sozialabgaben die Betriebe unter Druck – dort droht bereits 40 % der Salons das Aus.

Ein großes Thema: Fixkosten. Mieten in Top-Locations sind immer noch hoch, auch wenn der Salon nur zwei Plätze hat. Viele setzen deshalb auf flexible Lösungen wie Co-Working-Spaces für Friseure oder Salon-Suiten, in denen man sich eine Einheit mit anderen Stylisten teilt.

Auch das Geschäftsmodell verändert sich: Immer mehr Friseur*innen arbeiten selbstständig in Mini-Salons oder Studios. Das gibt mehr Freiheit, bringt aber auch Herausforderungen mit sich – von Marketing bis hin zur Buchhaltung muss alles selbst erledigt werden. Wer erfolgreich sein will, braucht eine klare Strategie, um sich abzuheben. 

Was bedeutet das für dich?

Der Trend zeigt: Weniger ist manchmal mehr. Mini-Salons könnten das Friseurhandwerk revolutionieren, aber sie erfordern auch ein Umdenken. Qualität statt Masse, höhere Preise und eine stärkere Verbindung zum Kunden – vielleicht genau die Zukunft, die du suchst?

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