Ihr Ziel: Ein Hilferuf an die Politik – und an die Gesellschaft
Denn was gerade in Großbritannien passiert, ist mehr als eine Krise. Es ist ein Kollaps, der Existenzen bedroht, Nachwuchs verhindert und die Innenstädte verwaisen lässt.

Es geht nicht „nur“ um Haare
Was wäre dein Alltag ohne deinen Lieblingsfriseur oder deine Barberin des Vertrauens? Für viele Kund*innen sind Salons nicht nur Orte für Schnitt und Farbe – sie sind Rückzugsorte, Seelentröster, Wohlfühlräume. Doch genau diese Orte stehen in Großbritannien auf der Kippe.
Heute kämpfen 90.000 Friseurinnen, Barberinnen und Beauty-Profis ums Überleben – bedroht durch eine ungerechte Steuerpraxis, explodierende Kosten und einen Mangel an Ausbildungsplätzen. Wer nicht selbst betroffen ist, denkt vielleicht: „Das geht mich nichts an.“ Doch Fakt ist: Wenn diese Entwicklung weitergeht, verlieren nicht nur Profis ihre Jobs – auch du wirst es spüren.
Zwei Salons – zwei Steuersysteme?
Klingt absurd? Ist aber Realität. Zwei Salons, gleiches Angebot, gleiche Stadt – und doch zahlt der eine mehr als doppelt so viel Steuern wie der andere. Grund: das sogenannte „Two-Tier-Trading“. Wer Angestellte hat, zahlt 20 % Mehrwertsteuer und hohe Lohnnebenkosten. Wer selbständig arbeitet oder unter einer Umsatzgrenze bleibt, spart sich fast alles. Klingt lukrativ – zerstört aber die klassischen Salons.
Der Schaden: 2,4 Milliarden Pfund Steuerausfälle. Geld, das eigentlich in öffentliche Dienste fließen sollte. Wer zahlt am Ende die Rechnung? Genau – alle.
Fakten, die die Haare zu Berge stehen lassen:
- Bis 2027 könnten alle Ausbildungsplätze verschwinden – junge Talente verlieren den Einstieg.
- Bis 2030 existieren laut Prognosen nur noch 3 % der Salons mit klassischen Anstellungsverhältnissen.
- Die Branche trägt noch immer 266 Millionen Pfund Covid-Schulden – keine Erholung in Sicht.
- 82 % weniger Ausbildungsverträge seit Corona – das Nachwuchsproblem verschärft sich.
- Der wirtschaftliche Schaden durch verlorene Arbeitskraft: bis zu 14,4 Milliarden Pfund.
- Salons zahlen dreimal so viel direkte Steuern wie andere Einzelhändler, weil 60 % ihrer Kosten Personalkosten sind.
- 400 Millionen Pfund pro Jahr fehlen durch Steuer-Ungleichheit – das betrifft auch Bildung, Gesundheit und Sicherheit.
Das Resultat? Ein Kahlschlag auf der High Street
Ohne faire Rahmenbedingungen droht nicht nur der Verlust von Arbeitsplätzen, sondern auch der Niedergang ganzer Innenstädte. Salons bringen Leben, Frequenz und Gemeinschaft – sie sind einer der letzten Anziehungspunkte für Menschen vor Ort. Fehlen sie, verlieren Städte an Lebensqualität und Vielfalt.
„Schlimmer als Corona“
So beschreiben viele Saloninhaber*innen die aktuelle Situation. Der Protest vor dem Parlament war verzweifelt – aber notwendig. Noch nie zuvor haben sich so viele Profis für ihre Zukunft auf die Straße gestellt. Es geht um Existenzen – und um ihre und unsere Lebensqualität.
Frauen betroffen, Chancen vernichtet
84 % aller Friseur*innen sind Frauen. Für sie ist der Salon nicht nur Arbeitsplatz, sondern oft der Einstieg in ein selbstbestimmtes Leben. Wird der Beruf unattraktiv, verliert eine ganze Generation an jungen Frauen eine echte Perspektive. Und mit dem Ende der Ausbildungen drohen bald keine Profis mehr – mit Risiken für Qualität und Verbraucherschutz.
Was fordert die Branche?
Eine faire Besteuerung. Konkret: Eine gesplittete Mehrwertsteuer wie in Irland und den Niederlanden. Dort wird der Arbeitsanteil – der Großteil der Salonkosten – mit nur 10 % besteuert. Das sichert Jobs, schützt Ausbildungsplätze und erhält echte Dienstleistung auf hohem Niveau.
MIS meint: Das geht uns alle an
Friseure sind mehr als Dienstleister – sie sind Menschen für Menschen. Sie geben uns Selbstbewusstsein, hören zu, schaffen Nähe. Wer sie unterstützt, unterstützt die Gesellschaft.