Andrea Filthaus schafft in Gummersbach Neuanfang

Die 48-Jährige Intercoiffure zieht nach über 20 Jahren der Selbständigkeit in Meinerzhagen mit ihrem Friseursalon um und bereut es nicht.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

„Es hat mich echt Überwindung und Mut gekostet, aber heute kann ich sagen: es hat sich gelohnt“, gibt Andrea Filthaus stolz zu. Verschiedene Umstände hatten diesen Schritt nötig gemacht.

2017 war ein nicht ganz einfaches Jahr Andrea Filthaus. Trotz persönlicher Erfolge wie der Nominierung zum Fashionista Award von Aveda und einer damit verbundenen Shootingreise in die USA, einem genialen Kollektionsfotoshooting und daraus resultierenden zahlreichen Veröffentlichungen in Fach- und Publikumspresse, sah sich die Unternehmerin mit dem Salonstandort Meinerzhagen immer größeren Problemen konfrontiert: Mitarbeiter zu finden war ein schier unmögliches Unterfangen, nicht zuletzt, weil die Bevölkerungsstruktur im ländlich geprägten 40.000 Einwohner Städtchen Meinerzhagen, wenige bis keine Auszubildenden hervorbringt. Die Innenstadt mit bis vor wenigen Jahren noch florierendem Einzelhandel wurde immer mehr zu einer Ansammlung an Billigläden und Back-Discountern. „Die Attraktivität der Innenstadt sank zusehend und man bekam immer mehr den Eindruck, dass die Meinerzhagen zur Schlafstadt wurde. Gelebt wurde woanders,“ so Filthaus.

Kleinstadt im Wandel
Die Strukturschwäche führte auch zu einer sehr unausgewogenen Arbeitswoche. Während das Team samstags dem Ansturm kaum Herr wurde, war in der Pendlerstadt unter der Woche einfach nicht genug los. Ein Problem, dass viele Friseure in Randgebieten kennen dürften. „Ich habe ernsthaft an mir gezweifelt“, gibt Filthaus ehrlich zu. Die 48-Jährige spielte sogar kurz mit dem Gedanken ins Angestelltenverhältnis zu wechseln. „Dann sind der Druck und die Verantwortung für die Mitarbeiter weg“, glaubte sie. Doch die Liebe zum Beruf und das Selbstbewusstsein Unternehmerin zu sein, sei zu groß. Die Entscheidung zur Veränderung fiel dann Anfang des vergangenen Jahres: bei einem Spaziergang durch ihre Wohnstadt Gummersbach sieht Filthaus eine interessante, leere Immobilie: Innenstadtlage, große Fensterfront, Parkplätze in Reichweite, zwei Etage. Sie ergreift ihre Chance. Und siehe da: das Ladenlokal war noch zu haben. Nach einigen Verhandlungen, hatte sie den neuen Mietvertrag in der Tasche. „Im alten Salon hatte ich eine Kündigungsfrist von einem Jahr. So konnte ich alles in Ruhe in die Wege leiten und vorbereiten“, sagt die 48-Jährige. Ihr ehemaliger Vermieter, so erzählt sie weiter, hatte sogar Verständnis für ihre Entscheidung. Gibt es doch in Gummersbach nicht nur viel mehr Leben in Form von Bars und Restaurants, sondern auch potenziellen Nachwuchs, da die Fachhochschule Köln dort ihren Sitz hat.

Ein Jahr der Planung
Trotz der langen Vorbereitungszeit, verlief natürlich nicht alles reibungslos: Renovierungen verzögerten sich, manches wurde am Ende wesentlich teurer als anfangs kalkuliert und „nebenbei“ musste ja auch der Salon weitergeführt und die Kunden bedient werden. „Es war schon ein Kraftakt. Tagsüber im Salon stehen, abends Buchhaltung und nebenbei noch den Umbau und das Konzept für den neuen Laden“. Aber bei ihrem inzwischen dritten Salon-Umbau, sei sie fast routiniert, lacht sie. Die Unterstützung von Familie und Freunden, der Bank und dem Steuerberater seien dabei wesentlich. „Hier gehört natürlich auch immer eine Portion Glück und Fingerspitzengefühl dazu, zum Beispiel bei der Auswahl der Handwerker,“ sagt Filthaus. Man solle sich fleißig umhören und auf sein Bauchgefühl hören, rät sie.

Nicht zuletzt freuen sich natürlich auch Filthaus‘ Mitarbeiter mit ihr auf die neue Herausforderung und sind alle gerne bereit den räumlichen Wechsel mit zu gehen. Sie möchte ihre Mitarbeiter mit auf diese Reise nehmen, sagt Filthaus. Und auch bei den Kunden, kann sie ihre Entscheidung gut begründen, informiert rechtzeitig, um alle mit ins Boot zu holen. Nach eigenen Angaben werden gut 70 bis 80 Prozent der Kundschaft weiterhin zu ihr kommen – auch trotz weiterer Anfahrt. Bei 20 bis 30 Prozent müsse man sich mit dem Verlust abfinden. Aber hier hofft Filthaus durch das größere und jüngere Einzugsgebiet von Gummersbach ausgleichen zu können. Alle Zeichen stehen also auf grün.

Willkommen im neuen Zuhause
Zu Beginn der heißen Phase organisiert Filthaus eine Baustellenparty, sie macht fleißig Wirbel auf den sozialen Netzwerken, lässt die Webseite von der Werbeagentur umgestalten und meldet das Gewerbe um – alles Kleinigkeiten, die aber nicht vergessen werden dürfen, um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. Eine Woche dauert der eigentliche Umzug Ende Februar. In dieser Zeit ist der Salon geschlossen. Am 01. März fiel dann endlich der Startschuss: „Ich war nervös. Läuft alles? Sind alle vorbereitet? Der erste Eindruck zählt schließlich.“ Alle sind neugierig und aufgeregt. „Ich hatte großen Respekt vor dieser Herausforderung“, gesteht Filthaus. Doch die Sorge war umsonst: der erste Arbeitstag verläuft genau wie die offizielle Eröffnung zwei Tage später ohne Zwischenfälle. Fast fühlt es sich an, als wäre man schon immer hier gewesen.

Der neue Salon „Verwöhnen & Genießen“ in der Alten Rathausstraße in der Gummersbacher Innenstadt ist ab jetzt fünf Tage in der Woche geöffnet: 140m² auf zwei Ebenen, ein offener Verkaufsbereich und Entspannungswaschplätze finden hier Platz. Während im Erdgeschoss die Männer bedient werden, gibt es in der oberen Etage genug Platz für die Damenwelt. „Ich verspreche mir für mich persönlich eine gewisse Entschleunigung und Fokussierung im Alltag und für mein Geschäft natürlich viele neue und alte zufriedene Kunden!“

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