Interview mit Annegret Ewald

Kosten sparen beim Wareneinsatz

Interview mit Annegret Ewald

In der derzeitigen Situation ist für viele Unternehmer wichtig, die Kosten genau im Auge zu haben. Die Preise zu erhöhen wäre derzeit sehr unpopulär. Was bleibt, sind Kostenreduktionen bei variablen Kosten wie dem Wareneinkauf. Dass hier eine Menge Potential steckt, bestätigt Annegret Ewald, Geschäftsführerin bei der Gebr. Ewald GmbH.


Frage: Ein durchschnittlicher Wareneinsatz, laut Betriebsvergleich, liegt bezogen auf den Umsatz bei ca. 12 Prozent. Wie groß ist die Spanne in der Realität, und welchen Prozentsatz würden Sie als gut und praktikabel erachten, ohne Qualitätsverluste in Kauf zu nehmen?

Annegret Ewald: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Wareneinsatz je nach Höhe des Verkaufsumsatzes zwischen 9 Prozent und 15 Prozent liegt. Stabile Unternehmen mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Dienstleistung und Verkauf liegen bei etwa 9 Prozent.
Salonpartner, die im mittleren Preissegment liegen und ausschließlich mit einem preiswerten Sortiment  arbeiten (ca. 10 Prozent Verkauf am Gesamtumsatz) können einen Wareneinsatz zwischen 7 Prozent und 9 Prozent realisieren. Da liegen enorme Sparpotentiale besonders bei den Kabinettprodukten wie Farbe oder Dauerwelle. Ein kritischer Preisvergleich lohnt sich hier immer.

Frage: Ihre Firma stellt sehr günstige Produkte her. Warum kostet eine Tube Farbe bei C:EHKO mehrere Euro weniger als bei den großen Anbietern? Ist da etwas anderes drin, wo muß man Abstriche machen?

Annegret Ewald: Die Marke C:EHKO wird von einem mittelständischen Familienunternehmen mit sehr schlanken Strukturen und wenig Hierarchieebenen geführt. Wir haben ein erfolgsorientiertes Entlohnungssystem und damit weniger Personalaufwand. Durch unsere flexiblen Poduktionsanlagen können wir auch kleinere Mengen effektiv produzieren und müssen keine großen Lager vorhalten. Wegen der kurzen Wege zwischen Produktion und Vertriebs-Center haben wir nur wenig Logistikaufwand.  Diesen Preisvorteil geben wir gerne an unsere Kunden weiter.
Abstriche bei der Qualität müssen unsere Kunden auf keinen Fall machen. Unsere Rezepturen enthalten nur hochwertige Inhaltsstoffe, die wir nach den Richtlinien der europäischen Kosmetikverordnung mit allen Zertifikaten einkaufen. Unser Qualitätsmanagement sorgt für die stetige Kontrolle der Rohstoffe. Alle unsere Farbrezepturen werden dermatologisch getestet. Zusätzliche Pflegestoffe wie Jojobaöl und Bienenwachs sorgen für die Erhaltung der Haarstruktur und einen natürlichen Glanz nach der Farbbehandlung.

Frage: Sind preiswertere Produkte schwerer zu verarbeiten?

Annegret Ewald: Nein, die Handhabung unserer Produkte ist einfach. Sie lassen sich leicht anmischen und verrühren. Für die Einwirkzeit und die Anwendung gelten die allgemein üblichen Richtlinien.

Frage:  Bieten preiswertere Produkte weniger Raum für Kreativität?

Annegret Ewald: Im Gegenteil! Wir sind der Überzeugung, dass ein Sortiment bestehend aus 90 Nuancen und acht Mixtönen wesentlich mehr Spielraum für Kreativität lässt als ein größeres Sortiment. Wir denken, dass man für die Salonarbeit nur ein Grundsortiment benötigt, aus dem sich der Friseur alle anderen Nuancen mischen kann. Hier ist der Profi in seinem Handwerk gefragt und hat den so oft vermissten Spielraum, sich die Farben selbst zu mischen. Nun kann die Kundin diese Haarfarbe auch nur in seinem Salon erhalten und nirgendwo anders, auch nicht beim Discounter.

Frage: Wie wichtig sind der Kundin die Produkte, die der Friseur benutzt? Spielt die Marke eine große Rolle?

Annegret Ewald: Nach unserer Einschätzung vertraut die Kundin zuallererst dem Friseur und seinem Können. Dazu gehört auch, dass er die richtigen Produkte für sie wählt. Deshalb sind wir der Meinung, dass sich jeder Salon selbst als Marke definieren sollte und nicht über die Marke des Lieferanten. Wir unterstützen unsere Salonpartner dabei. Der Kunde will sich darauf verlassen können, dass die Produkte dermatologisch getestet sowie effektiv und kosmetisch pflegend sind. Firmen, die in Deutschland produzieren und einen guten Ruf haben, werden sicher eher akzeptiert.

Frage: Wie sieht es bei den Mitarbeitern aus: Ist es ihnen egal, womit sie arbeiten oder gibt es da klare Vorlieben?

Annegret Ewald: Nein, das ist nicht egal. Mitarbeiter müssen die Dienstleistung und die Produkte mit absoluter Sicherheit an die Kundin bringen, besonders bei chemischen Behandlungen. Die Produkte müssen also leicht und sicher handhabbar sein, um kreativen Spielraum zu ermöglichen. Wir geben unseren Kunden die notwendige Hilfestellung mit unserem 18-köpfigen Trainerteam, unternehmen Salonschulungen und bieten Seminare sowie ein Betreuungssystem durch unseren Außendienst an.

Frage:  Wie viele Depots sollte ein Friseur haben?

Annegret Ewald: Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es sinnvoll, nur ein Depot mit einem klar strukturiertem und übersichtlichen Produktsortiment zu haben. Das hält die Bestände niedrig. Niemand braucht 50 verschiedene Shampoos! In der Praxis haben jedoch die meisten Salons zwei bis drei Lieferanten, weil so auch unterschiedliche Vorlieben abgedeckt werden können.

Frage:  Auch preiswerte Produkte kann man verschwenden. Wie stellt der Unternehmer sicher, dass nur die benötigten Mengen verwendet werden, z.B. nicht die Hälfte der angerührten Farbe in den Abfluß geht?

Annegret Ewald: Da helfen nur klare Vorgaben und Kontrollen. Der Unternehmer sollte genau definieren, wieviel Produkt für welche Dienstleitung verwendet werden soll. Mit Waagen, Dosier- und Applikationssystemen kann man viel Geld sparen. Auch eine ordentlich geführte Kundenkartei mit Mengenangaben und Mischungsverhältnissen ist ein gutes Instrument, um den Verbrauch im Salon so effektiv wie möglich zu gestalten.

Vielen Dank für das Gespräch!
Team Menschenimsalon

Bitte stimmen Sie der Cookie Verwendung, zu Ermöglichung bestimmter Funktionen und zur Verbesserung unseres Angebotes zu. Informationen Cookies/­Datenschutz Ich stimme zu