Lohndumping beim Friseur

Stellungnahme zum Thema Lohndumping Friseure

Lohndumping beim Friseur

Ein Artikel von Peter Gress

Das Friseurhandwerk hat sich in eine ungünstige Lage manövriert. Der Berufsstand wird nicht mehr als kreativ und zukunftsorientiert, sondern hauptsächlich über Lohndumping und als Hartz IV-Schlitten wahrgenommen. Die Branche hat die Situation selbst verschuldet. Die Zeit drängt; die Angelegenheit muss aktiv, positiv und konstruktiv angegangen werden. Ausbilder und Verbände müssen ihren Fokus auf die Qualitätsverbesserung der Ausbildung legen. Wie das aussehen kann zeigt der Zentralverband der Friseure mit neuen Ansätzen zur Ausweitung des Berufsbildes, sowie das private Bildungsunternehmen Pivot Point mit der Privaten Dualen Ausbildung. Der momentane Zustand des Friseurhandwerks wird durch den Markt abgebildet. Zu viele schlecht ausgebildete Friseurinnen und Friseure sind auf dem Markt und diese finden in summa nur schwer eine Anstellung. Das öffnet dem Lohndumping Tür und Tor. Wir wissen: was überreich vorhanden ist hat nur geringen Wert. Knapper Rohstoff  aber treibt die Preise.

 

Schnäppchenjäger vs. Minimallohn

Gute Mitarbeiter bekommen gute Löhne. Mit hohen Lohnkosten aber kann auf die Dauer niemand Low-Price Business betreiben. Auch Kunden, die gerne billige Friseure in Anspruch nehmen, müssen sich hier einen Vorwurf gefallen lassen. Schnäppchenjäger freuen sich über Tiefstpreise für Friseur-Dienstleistungen und erbosen sich über die Minimumbezahlung von Friseuren. Das passt nicht zusammen. Sogar der Linken-Führer Oskar Lafontaine bezeugt vor Millionen Fernsehzuschauern, dass sein Haarschnitt nur 16 Euro kostet (Quelle: 11.11.2012, Günther Jauch). Gerade er sollte als Verfechter der sozialen Gerechtigkeit wissen, dass er damit Lohndumping aktiv unterstützt. Jetzt wissen es Millionen: günstig ist auch für Linke akzeptabel.

 

Das Gesetz der Wirtschaft

John Ruskin hat dagegen schon im 19. Jahrhundert festgestellt: “Das Gesetz vom Gleichgewicht der Wirtschaft untersagt es, wenig zu zahlen und viel zu bekommen –das ist nicht möglich. Wenn Sie mit dem niedrigsten Anbieter Geschäfte machen, ist es ratsam, etwas für das Risiko aufzuschlagen, das Sie eingehen. Und wenn Sie das tun,
haben Sie genug, um für etwas Besseres zu zahlen.” Viele Menschen können sich keinen Friseur für 40, 50 oder mehr Euro leisten. Aber deswegen darf man nicht Talent, Motivation und wirtschaftliche Leistungskraft junger, lernwilliger Menschen opfern. Der Unternehmer bezahlt Steuern, damit viele seiner Mitarbeiter am Ende des Monats vom Staat aufgestockt werden, um weiterhin unterbezahlt arbeiten zu können, damit sich (nicht nur) sozial Schwache die Haare billig schneiden lassen können? Völlig absurd!

 

Wertigere Ausbildung

Dumpinglöhne werden solange ein Thema bleiben, wie Nachschub an schlecht ausgebildeten Arbeitskräften aus den ausbildenden Betrieben kommen.Die Lösung sind wertiger aufgestellte Inhalte die mit System, Plan und Ziel an jungen Menschen gebracht werden, um damit sehr gute Friseure zu entwickeln. Hier sind die vorausschauenden ausbildenden Betriebe gefordert. Die Ausbildung soll vorbildlich, und die Ausbilder sollen Vorbilder für die Entwicklung sozialer Kompetenz sein. Die Ausbildungsrate im Friseurhandwerk sinkt, fast könnte man sagen Gott sei Dank. Die Verknappung guter Fachkräfte ist ein erster Schritt zur Marktbereinigung. In der Friseurausbildung muss stärker gefördert und gefordert werden. Zur Leistungsbeschreibung der jungen Menschen gehört auch die Erfahrung, dass Sie nichts geschenkt bekommen. Sie müssen aber auch erkennen können, dass sie vom
ausbildenden Unternehmen die Befähigung zurück bekommen, um in einem sehr anspruchsvollen Beruf erfolgreich sein zu können.


Leistung abrufen

Professionelle Leistungsnivellierer verteidigen ihr Ansinnen gerne damit, dass alle dieselben Entwicklungschancen haben müssen. Das ist Blödsinn! Schnell viel wissen ist möglich, aber schnell viel können geht nicht. Wer den Friseurberuf – und jeden anderen handwerklichen Beruf - von 9 bis 18 Uhr betreibt und meint, er würde sich damit genügend zukunftssichernde Expertise aufarbeiten geht fehl. Handwerkliche Qualität kommt nur von ständiger Übung. Wer viel trainiert wird besser sein als andere und schafft sich schneller einen Kundenstamm den das Unternehmen zur Finanzierung eines tragfähigen Ausbildungssystems braucht. Handwerkliche Expertise zu erreichen ist immer eine Frage des individuellen Fleißes und derHingabe an den Leistungswillen, und nicht einer falsch verstandenen Gleichberechtigung. Erfolg gibt es über individuelle Leistung, nicht über Verordnung.

 

Geldwerte Leistung

Nur der Salon kann gutes Geld nehmen, der gute Leistung für seine Kunden erbringt. Um gute Leistung zu bringen muss gut ausgebildet werden. Um gut auszubilden braucht es ein System und den Willen zur langfristigen Zunftssicherung des Unternehmens. Und es braucht Auszubildende, die sich für diese Ziele eignen. Friseur ist kein romantischer Beruf, sondern knallhartes Geschäft. Wer keine Leistung bringt hat keine Zukunft. Eine ganz einfache Regel, die speziell im linken politischen Lager keine Freunde findet.


Qualität statt Quantität

Aber es ist völlig wurscht was da so kreuz und quer durchs Land geschwätzt und kolportiert wird, es zählt nur: Friseurunternehmen müssen qualitativ hochwertig und nicht quantitativ ausbilden; die Ansprüche an die Persönlichkeit und die Befähigung der  jugendlichen Azubis müssen steigen; die fachliche Qualität der Fachkräfte muss durch ständige Weiterbildung gesteigert werden; die ausbildenden Unternehmen müssen sich als Dienstleister sehen und sie müssen begreifen, dass sie sich als Unternehmen bei ihren potentiellen Bewerbern bewerben müssen. Dagegen steht für die Jugendlichen eine klare Definition dessen was von ihnen erwartet wird. Hier geht es nicht nur um Rechte, sondern auch um die Pflichten die ein junger Mensch gegenüber seinem Ausbildungsbetrieb hat.

 

Der Beste gewinnt

Diese darwinistische Selektion sorgt dafür, dass nur die Besten zukünftig genügend Auszubildende und Fachkräfte erhalten. Der Rest wird sehen müssen wo er bleibt. Das hält wach, denn meist ist es nur ein Schritt in die falsche Richtung, um zu den Ausbildungsverlierern im Markt zu gehören. Und in den nächsten Jahren wird es anständig im Gebälk des Friseurhandwerks krachen.

Artikel von Peter Gress

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