48. Benchmarking - Lerne von den Besten

Benchmarking

Orientierung an externen Maßstäben für die eigene Leistungsfähigkeit

Durch die Berater- und Seminarszene geistert seit einiger Zeit ein neuer anglo-amerikanischer Begriff: Benchmarking. Geistige Vorläufer dieser neuen Marketinglehre sind Tom Peters und Richard Waterman mit ihrem Buch: „Auf der Suche nach Spitzenleistungen.

Eine Benchmark ist ein trigonometrischer Punkt, und Benchmarking ist danach die Orientierung an externen Maßstäben für die eigene Leistungsfähigkeit. Noch einfacher ausgedrückt: Benchmarking ist das Lernen von anderen Unternehmen. Das können sowohl die Besten der eigenen Branche sein als auch die Besten anderer Bran­chen. Auf diesen Wegen gibt es für den Friseur als Unternehmer aber einige Stolpersteine.

 

Lernen von den Besten der Friseur Branche

Da ist das Hauptproblem im Friseurhandwerk, überhaupt zu erfah­ren, welches die Besten sind. Vorher müssen wir noch unterschei­den zwischen direkt vergleichbaren Besten und nicht direkt ver­gleichbaren Besten. Für einen mittelgroßen Friseur in einer Klein­stadt sind sowohl Marlis Möller oder Peter Polzer in Hamburg als auch die Essanelle-Kette oder die Ryf-Kette nicht direkt vergleichbar. Über das „nicht direkt" stolpern viele Friseure und vergleichen des­halb überhaupt nicht. Das ist ein Fehler. Sie könnten viel lernen, wenn sie nicht den gefährlichen Fehler machen und glauben: Bei uns ist alles anders! Ein konkreter Tip: Mindestens einmal im Jahr sollte ein Friseur - egal ob Chef oder Mitarbeiter - als Kunde zu einem Spitzenfriseur gehen und dann registrieren und auswerten:

 

Markt- und Konkurrenz Analyse

Was machen die anders? Was machen die genauso? Was machen die besser? Und, wenn auch ohne Lernwert: Was machen die schlechter? Wenn Sie den letzten Punkt lassen, können Sie sich besser auf die ersten drei Punkte konzentrieren. Früher haben wir Praxistreffs bei guten Friseuren gemacht, das ist Benchmarking. Dabei ist es tat­sächlich passiert, daß mir Friseure hinterher genauer sagen konn­ten, was bei dem besuchten Friseur (angeblich) schlechter war, als was bei ihm besser war. Ideal ist natürlich Benchmarking bei einem ähnlich gelagerten Fall. Das ist dann eine Art Betriebsvergleich mit zwei Teilnehmern. Das habe ich schon öfter vermittelt. Jeder Friseurunternehmer sollte ir­gendwo im deutschsprachigen Raum einen befreundeten Kollegen haben, mit dem er systematisch Ergebnisse, Strukturen und Pro­zesse vergleicht. Da ist der eine Friseur die „Benchmark" für den anderen. Ein Vorteil dieses intimen Vergleiches ist, daß wirklich alles auf den Tisch gelegt werden kann (eigentlich wollte ich hier von der runtergelassenen Hose schreiben, habe dann aber doch eine unver­fänglichere Formulierung gewählt).

 

Betriebsvergleich

Suchen Sie sich einen Kollegen für einen 2er-Betriebsvergleich. Dann sind Sie aktuell und betreiben Benchmarking. Schwieriger ist Benchmarking außerhalb der eigenen Branche. Da warne ich vor dem Schielen nach den ganz Großen, denn die müssen schon wegen ihrer Größe vieles tun, was kleine Unterneh­men nicht nötig haben. Außerdem werden sie oft allein wegen ihrer Größe (als Werbekunden?) von den Medien hochgejubelt. Eine englische Bank, die der Zukunfts-Guru Gerken in einem seiner Bücher als zukunftsweisend herausstellte, war wegen schweren Betrügereien der Besitzer schon von der Bildfläche verschwunden, als ich das Buch mit „Verspätung" las. Das ist auch ein guter Tip: Bücher von Zukunftsforschern frühestens zwei Jahre nach Erscheinen lesen. Auch die etlichen von Peters und Waterman beschriebenen exzel­lenten Spitzenunternehmen sind im Laufe der Jahre auf Normalmaß geschrumpft oder sogar als selbständige Unternehmen ganz ver­schwunden. Für den Friseur ist es besser, Benchmarking in vergleichbaren Bran­chen und vergleichbaren Größen zu betreiben, z.B. beim Lernen von den besten Einzelhändlern und Gastronomen der Stadt. Die sollte ein guter Friseur auch kennen und einen Erfahrungsaustausch an­streben.