Herausforderungen der Friseurbranche

Interview mit Wolf Davids: Verkaufsförderung, Unternehmensführung, Strategieplanung, Positionierung und neue Märkte

Probleme der Friseurbranche

 

Gestaltung einer regionalen Salonmarke

Wolf Davids, Werbefachwirt mit Friseurausbildung, ist Inhaber der Agentur Creative Consulting Davids! mit Beratungsschwerpunkt Verkaufsförderung, Unternehmensführung, Strategieplanung, Positionierung und neue Märkte. Der Unternehmensberater aus Mönchengladbach unterhält eigene Testsalons und gibt regelmäßig Seminare zu allen friseurrelevanten Themen. Wir haben mit ihm über die Zukunft der Branche gesprochen.

 

Welches sind die zurzeit größten Probleme der Friseurbranche?

Zum einen ist die Auslastung pro Mitarbeiter deutlich zu niedrig, zum anderen wird es immer schwieriger, überhaupt gute Mitarbeiter zu bekommen, die man jedoch braucht, damit widerum die Auslastung stimmt. Außerdem sind die Gehälter meist zu niedrig.

 

Wie könnte man diese Probleme lösen?

Zunächst wären mehr zeitlich individuelle Angebote nötig. Die aktuellen Öffnungszeiten sind nicht mehr im Einklang mit den Wünschen und Bedürfnissen der Verbraucher. Man könnte zum Beispiel morgens schon sehr früh öffnen oder Termine bis Mitternacht anbieten. Eine weitere Möglichkeit wäre die bessere Differenzierung bei den Dienstleistungen. 95 Prozent aller Friseure erzielen 95 Prozent ihres Umsatzes mit nur fünf Dienstleistungen: Farbe, Schneiden, Finish, Pflege und Welle. Durch dieses Nadelöhr wollen alle mit dem selben Konzept durch, das kann nicht funktionieren. Der nächste Punkt: Es muss eine deutliche Qualitätsverbesserung her. So lange Endverbraucher mit etwas Geschick zuhause selbst eine Tönung machen können, die sich nicht wesentlich von der des Friseurs unterscheidet, lässt sich in diesem Bereich nicht viel Gewinn machen. Der Friseur muss sich mit seiner Expertise deutlich abheben. Und zu guter Letzt: Friseure brauchen für ihre Dientsleistungen zu lang. Dadurch wird die produktive Arbeitszeit verknappt.

 

Gewinnung neuer Mitarbeiter

Was die Gewinnung neuer Mitarbeiter betrifft: Das ist eines der größten Probleme, die es zu schultern gilt. Durch die geburtenschwachen Jahrgänge gibt es immer weniger Bewerber. Um den Nachwuchs für den Friseurberuf zu begeistern, werden Friseure in Zukunft aktiver werden müssen, so wie es andere Handwerksbetriebe schon lange tun – zum Beispiel über Infoveranstaltungen und die Präsenz bei Bewerbermessen.

 

Wie sehen Sie die Zukunft der Branche mittel- und langfristig?

In den nächsten Jahren wird die Zahl der Betriebsstätten noch weiter wachsen, gleichzeitig nimmt die Zahl der Mitarbeiter in den Salons ab. Das heißt, wir haben eine große Zahl von Klein- und Kleinstbetrieben. Der klassische Salon, also Chef plus ein bis drei Mitarbeiter, wird immer seltener werden. Die Mitte bricht weg.


Welche Fehler wurden aus Ihrer Sicht in der jüngeren Vergangenheit gemacht?

In erster Linie haben sich die Friseurbetriebe viel zu stark von der Industrie abhängig gemacht. Sie haben sich von ihren Lieferanten schulen und binden lassen, haben über die Warenabnahme mit Hilfe der Industrie oft viel zu große Salons gestaltet und so eine Kostensituation geschaffen, die sie über Jahre wenn nicht gar Jahrzehnte belastet. Insofern hat die Industrie bei eigener Gewinnmaximierung zur Gewinnminimierung der Friseurbetriebe beigetragen. Ein weiterer Fehler ist mangelndes Profil: Die Masse der Friseure ist sich zu ähnlich und zu austauschbar.


Wo sehen Sie in Zukunft noch Potenzial für Saloninhaber?

1. Man muss sein Salonprofil ganz klar abgrenzen und seine Kernzielgruppe genau kennen. Der Salon, der für alle – vom Kleinkind bis zur Oma – und für jeden Geldbeutel da sein will, funktioniert nicht mehr.

2. Es lohnt sich, mehr in Aus- und Weiterbildung zu investieren. Aber nicht einseitig sondern bei der Industrie und bei freien Anbietern. Eine gute Mischung ist wichtig.

3. Die klassische Arbeit im Salon sollte nur zwei Drittel der Zeit ausmachen. Dafür sollte man das restliche Drittel dazu nutzen, am Salon zu arbeiten, sich also mit Dingen zu beschäftigen, die das Unternehmen nach vorn bringen, sich Netzwerken anschließen, den Austausch mit Kollegen suchen etc. Information ist heutzutage überlebensotwendig. Das gehört auch zur Arbeit am Unternehmen und kann nicht mehr nur „so ein bisschen“ nach Feierabend gemacht werden.

 

Ihre Vision für die Zukunft der Friseure?

Ich empfehle die Gestaltung einer regionalen Salonmarke mit klarem Bild und gezielter Dienstleistungsaussage. Außerdem sollten Friseure ihre Nähe zu den Kunden nutzen und direkter mit diesen kommunizieren, um ihre Wünsche und Bedürfnisse herauszufinden. Im Gegensatz zu anderen Handwerksberufen sind Friseure permanent in unmittelbarer Nähe ihrer Kunden. Das ist ein Pfund mit dem man wuchern kann – und muss!

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