Haarverlust bei Salonkunden
Haarverlust, der sehr plötzlich auftritt, wie z.B. in Folge einer Krebserkrankung
Aber was ist mit den wirklich großen Herausforderungen? Was passiert, wenn wir Friseure anstelle unseres gewohnten „Rohmaterials" Haar nur eine kahle Stelle vorfinden? Menschen mit Haarverlust haben oft die unterschiedlichsten Geschichten und Schicksale. Bei einem Kunden wurden die Haare einfach im Laufe der Zeit immer weniger, bei einer anderen Kundin hat der Haarverlust mit kleinen kahlen Stellen begonnen, und weitet sich immer mehr aus. Besonders dramatisch ist Haarverlust, der sehr plötzlich auftritt, wie z.B. in Folge einer Krebserkrankung und deren Behandlung mit einer Chemotherapie. Für viele Frauen ist dabei nicht die lebensbedrohliche Krankheit die eigentliche Katastrophe, sondern der Verlust der eigenen Haare.
Individualität und Vitalität
Haare galten schon immer als Ausdruck von Individualität und Vitalität und sind ein wichtiger Teil der eigenen Identität. Der teilweise oder totale Haarverlust kann viele Menschen traumatisieren. Wir als Friseure können zumindest das Äußere dieser Menschen "reparieren" und das sprichwörtlich „zerbrochene" Spiegelbild dieser Personen wiederherstellen. Leider schaffen wir es dabei nicht immer, auch das seelische Gleichgewicht wieder herzustellen. Damit wären wir wieder beim Thema Wunder. Allerdings muss man keine übermenschlichen Fähigkeiten besitzen, um Lösungen für Haarprobleme anbieten zu können - auch wenn es manchmal diesen Anschein erwecken mag. Darüber hinaus ist für viele Friseure das Thema „Zweithaar", „Haarersatz", „Perücke" und „Toupet" nur mit negativen Vorstellungen verbunden. Ich sage: zu Recht! Denn man sieht nur die schlechten Ergebnisse, sogar bei prominenten Beispielen. Die wirklich natürlich aussehenden Lösungen werden leider nicht wahrgenommen. Zusätzlich ist dieses Thema immer noch durch ein Tabu belegt.
Verzweiflung und Selbstaufgabe
Jeder kennt Männer, die jahrelang treue Kunden waren, aber nun den Salon nicht mehr besuchen. Der Trend, sich bei weniger werdendem Haarwuchs selbst eine Glatze zu scheren, hat nichts mit Mode oder Lifestyle zu tun. Dies bringt die Verzweiflung und Selbstaufgabe zum Ausdruck, die das Problem Haarverlust für Männer mit sich bringt. Und was ist mit der Stammkundin, die an Krebs erkrankt und ihre Haare verliert? Wie oft werden solche Kundinnen vom Friseursalon zu „Haarhäusern", „Perückenstudios" oder ähnlichem geschickt? Es ist schlimm genug, in der Situation zu sein, plötzlich eine Perücke tragen zu müssen. Aber ist es nicht noch schlimmer, dann zu einem neuen ungewohnten „Institut" geschickt zu werden? Was erwartet die Kundin dort? Gibt es da Ersatz für den netten Stylisten, der immer die tollen Haarschnitte passend für meinen Typ gemacht hat, oder die freundliche Friseurin, die diese wirklich schönen Strähnen gefärbt hat? Werde ich dort überhaupt verstanden? Ist mein Leben als attraktive Frau damit nun endgültig zu Ende?
Jeder Friseur, der diese Fragen liest, wird merken, dass er seine Kunden im Stich gelassen hat. Und dies aus den unterschiedlichsten Beweggründen:
- Angst, mit dem Thema Haarverlust und Krankheit umzugehen
- Angst vor den handwerklichen Herausforderungen
- Angst, irgendwie alles falsch zu machen
Nun sind wir aber in der glücklichen Lage, dass 99 Prozent dieser Ängste nur auf Unwissenheit beruhen und der Friseur dafür noch nicht einmal Schuld trägt. Woher soll er denn wissen, wie man mit Perücken, Haarteilen usw. umgeht? Da war doch mal was in der Ausbildung...vor langer Zeit - oder man hat es gleich ganz aus dem Unterrichtsstoff verbannt und hatte nie die Chance, mehr darüber zu lernen. Erst seit dem vergangenen Jahr gibt es eine Änderung der Ausbildungsverordnung, die es ermöglicht, in einem Wahlfach, z.B. Haarersatz, die Gesellenprüfung abzulegen. Die ersten Prüfungen stehen im Frühjahr 2010 an und nur wenige Auszubildende werden diesen Fachbereich gewählt haben. Denn es ist nur möglich, diesen Ausbildungsbereich zu wählen, wenn der Betrieb diesen Wissensbereich auch lehren kann. Dabei reicht es nicht aus, sich nur mit dem Thema Haarverlängerung zu befassen - auch wenn es leider möglich ist, die Prüfung auf diesen Bereich einzuschränken. Die restlichen, wesentlichen Bereiche bleiben dabei oft auf der Strecke. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz und es wird noch lange dauern, bis neue „Zweithaar-Fachkräfte" in der Branche arbeiten.
Zeit für Veränderungen
Ich denke, es ist Zeit für eine Veränderung in der Friseurbranche. Es ist notwendig, dass neben den normalen Bedürfnissen der Kunden auch das Thema Zweithaar mehr in den Salonalltag integriert wird. Aber bitte möglichst an einem abgetrennten Platz und nicht nur „zwischen Warteecke und Waschplatz"! Jeder Friseur, der sich ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzt, sollte großen Wert auf eine fundierte Weiterbildung legen. Nebenbei eine Perücke zu verkaufen, weil vielleicht die Geschäfte im Salon gerade nicht so toll laufen, ist nicht wirklich eine seriöse Herangehensweise an dieses sensible Thema. Dabei lohnt es sich, diese Branche genau zu analysieren, um die richtigen Geschäftspartner herauszufinden. Dabei wird schnell klar, wer nur Produkte abverkaufen will und wer als seriöser Partner ein Top-Weiterbildungsprogramm anbietet. Selbst Innungen und andere Berufsverbände können oftmals keine umfassende Ausbildung gewährleisten. Prominente Friseure, wie z.B. Trevor Sorbie aus London, haben diese Branche für sich entdeckt und sind mittlerweile damit beschäftigt, ihr Wissen für eine wichtigere Sache als einen Haarschnitt im Salon einzusetzen.
Wettbewerbsvorteil durch Spezialisierung
Seminare zum Thema „Zweithaar" sind mittlerweile sehr gefragt. Darüber hinaus schafft eine Spezialisierung auch einen Wettbewerbsvorteil zu anderen Mitbewerbern. Die Krankenkassen legen dazu noch größeren Wert auf die Qualifizierung der so genannten Leistungserbringer (der Friseur / Zweithaarspezialist). Es ist für die Kunden möglich, medizinisch verordneten Haarersatz in den anerkannten Betrieben zu erhalten. Die Zahl der Menschen mit gravierenden Haarproblemen steigt weiter, gleichzeitig gibt es immer weniger Friseure, die sich mit dem Thema Zweithaar auskennen.
Neue, innovative Lösungen
Nun trifft zum ersten Mal in diesem Berufszweig moderne Friseurhandwerkskunst auf Tradition. Neue, kreative Menschen sehen das unglaubliche Potential dieser Fachrichtung mit anderen Augen und formen die Zukunft dieser Branche. Inzwischen bieten weltweit herausragende Friseure Premium-Zweithaar-Dienstleistungen als umfassende Lösung für deine Kunden an. Die modernen Zweithaar-Produkte, die mittlerweile zur Verfügung stehen, erlauben es, fast jeden Frisurenwunsch zu ermöglichen. Selbst das Anbringen von einzelnen Haaren zur Verdichtung ist nun im Salon kein Problem mehr. Es gibt sogar spezielle Sport-Perücken, mit denen man schwimmen oder sogar einen Fallschirmsprung absolvieren kann. Neuartige synthetische Haare sind in der Lage, menschliches Haar täuschend echt nachzuahmen und fühlen sich nicht nur an wie eigenes Haar, sondern sie sehen auch so aus.
Industrie unterstützt den Trend
Haarverlust ist das neue große Thema jedes größeren Haarkosmetikunternehmens. Von Drogerieprodukten bis hin zu Premium-Salon-Kopfhautbehandlungen ist alles erhältlich. Auch die Medizin bedient diese Nachfrage, entweder mit Medikamenten gegen Haarausfall oder sogar mit Haartransplantationen. Doch all diese Produkte und Methoden haben eines gemeinsam: Die Kunden werden oft nicht wirklich zufrieden gestellt und bei drastischem Haarverlust helfen sie nicht. Die Branche unterliegt zurzeit einem Wandel, der durch die Industrie zusätzlich vorangetrieben wird. Man könnte fast von einer Revolution in der Branche sprechen, aber mit der Rückbesinnung auf den eigentlichen Sinn des Friseurberufs: Die Menschen zu verschönern - und dies für alle Frisurenwünsche und bei jeder Art von Haarproblemen.
Ich garantiere dir täglich kleine Wunder, wenn du einem Menschen mit einem Haarproblem helfen konnten. Du wirst von den positiven Reaktionen dieser Kunden überwältigt sein!
Ihr Erik
