Salonbetreiber:innen müssen sich tagtäglich mit den Auswirkungen der Corona-Krise auseinandersetzen.
Strikte Hygiene-Auflagen, geringere Auslastung, ausbleibende Hilfsgelder und aufgebrauchte Rücklagen. Die Unsicherheit und außerordentlichen Belastungen haben zu erheblichen Umsatzverlusten geführt, die es jetzt auszugleichen gilt. Eine Maßnahme, die sich kurzfristig umsetzen lässt, aber einen nachhaltigen Effekt hat, sind Preisanpassungen. Damit Kunden jedoch bereit sind, höhere Preise zu zahlen, sollte auch das Angebot optimiert werden, beispielsweise durch besseren Kundenservice. Die Digitalisierung spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Digitale Kanäle fürs Marketing und die Kundenansprache nutzen
Guter Kundenservice beginnt bei der Kundenansprache. Dank digitaler Tools können Salonbetreiber:innen ihre Kund:innen persönlicher ansprechen, ohne dass sie dadurch einen Mehraufwand haben. Am Anfang einer zeitgemäßen Kundenansprache steht die moderne, mobil optimierte Website, die potenziellen Kund:innen einen ersten Eindruck des eigenen Salons vermittelt. Der Salon kann sich bereits hier abheben und seine besonderen Stärken herausstellen. Ein frisches Erscheinungsbild und eine hochwertige Optik können dabei unterstützen, ein höheres Preisniveau vor den Kund:innen zu rechtfertigen. Über die Website wollen sich Kund:innen über den Salon sowie die angebotenen Dienstleistungen informieren. Idealerweise können sie gleich auf Knopfdruck rund-um-die-Uhr und von überall aus einen Termin buchen sowie automatisch an den Termin erinnert werden. Über einen integrierten Webshop können Pflegeprodukte auch außerhalb des Salons verkauft werden und zusätzliche Umsätze generieren.
Im Sinne des “Community Building” sollten, neben der Website, weitere digitale Kanäle wie Social Media, ein eigener Blog oder Newsletter genutzt werden, um die Kundenbindung zu stärken. An Inhalten mangelt es den Frisören dabei meist nicht: Über Videoformate lassen sich beispielsweise Stylingtipps geben, aktuelle Frisurentrends aufgreifen und das eigene Können zur Schau stellen. Dabei geht es nicht in erster Linie um Neukundengewinnung, sondern darum, eine langfristige, positive Beziehung zu Kunden aufzubauen und zusätzlichen Nutzen zu schaffen. Durch die Interaktion mit den bestehenden Kund:innen bleiben die Salons stärker in Erinnerung. Gleichzeitig werden potenzielle Neukund:innen aufmerksam gemacht. Vorstellbar sind auch dedizierte Kundenbindungsprogramme für die Community, z. B. durch Abo-Modelle.
Online- und Offline-Daten zu verknüpfen hilft dabei, Optimierungs- und Umsatzpotenziale zu identifizieren, z. B. durch eine Auswertung, in welchem Rhythmus Kunden den Salon besuchen. Außerdem lassen sich so auch Erkenntnisse für eine präzisere Umsatzplanung gewinnen. Mit angebundenen Marketing-Automation-Lösungen können Kund:innen automatisch per Mail Grußkarten zu Festen und Feiertagen zugesendet werden.
Der digitalisierte Salon verbessert den Kundenservice vor Ort
Auch im Salon selbst können digitale Services dabei helfen, den Kundenservice verbessern. Die Möglichkeit, sich mittels Augmented-Reality-Anwendungen (AR) auf Tablets neue Haarfarben in einer Vorschau anzusehen, oder die Präsentation von Produkten im Laden durch interaktive Digital Signage, werden vermutlich in nicht allzu ferner Zukunft zu Standards werden. Natürlich sind AR- und Virtual Reality-Anwendungen für Frisuren, Make-up und Kleidung sowie Digital Signage nichts Neues. Entsprechende Apps fürs Smartphone gibt es bereits seit langem und auch Tablets und Displays haben schon in den Salons Einzug gehalten. Neu dagegen ist die Zusammenführung dieser Technologien mit einem professionellen Haarschnitt, hin zu einem interaktiven Gesamtkonzept, dass dem Kund:innen ein einzigartiges Erlebnis verspricht.
Aber es muss nicht einmal der intelligente Haarsensor sein, mithilfe dessen ein individualisiertes Pflegeprodukt erstellt wird, die smarte Haarbürste, die das Bürsten anleitet und den Zustand der Haare dokumentiert oder die VR-Schulung für Mitarbeiter:innen. Digitalisierung beginnt auch bei so naheliegenden Dingen, wie einem digitalen Kassensystem, dass zugleich Buchhaltung und Steuerprüfung erleichtert und Kund:innen moderne und komfortable Zahlungsoptionen bietet. Gerade letzteres wird von jungen Generationen vorausgesetzt, die es gewohnt sind, kontaktlos mit Smartphone oder Karte zu bezahlen.
Anregungen werden in Zukunft stärker aus der Tech-Welt kommen
Ein Szenario, wie die Zukunft der Salons aussehen könnte, präsentiert der jüngst eröffnete Salon von Amazon in London. Der umfassend digitalisierte Salon, inklusive AR-Technologien und interaktiver, digitaler Produktpräsentationen mit Gestensteuerung, zeigt zwar eindrücklich, wie sich die Branche künftig wandeln könnte, ist jedoch kein Grund für die Friseurwelt, in Panik zu verfallen. Doch eines steht fest: Wichtige Impulse für die Friseurbranche werden künftig aus der Tech-Welt kommen. Die Zukunft der Salons wird digitaler und dadurch service- und kundenorientierter. Was, wie schon festgestellt, helfen kann, ein höheres Preisniveau zu rechtfertigen. Dem sollten Salons sich nicht verschließen, sondern vielmehr neue Technologien nutzen um selber Trends setzen, statt irgendwann ins Hintertreffen zu geraten. Die Digitalisierung schreitet auch in der Friseurbranche voran – und das kommt letztendlich dem Komfort der Kund:innen zugute.