Krise im französischen Friseurhandwerk

Was du wissen musst

Frankreichs Friseurszene steckt tief im Schlamassel. Die Gründe? Eine Mischung aus Inflation, Covid, Steuern, veränderten Haarpräferenzen der Frauen und einer wahren Salonflut im Land. Das Ergebnis? Viele müssen in diesem Jahr die Pforten schließen, so berichtet die Times.

Mit über 600 Salons, die allein im ersten Halbjahr 2023 den Betrieb eingestellt haben (Quelle: B2B-Datenfirma Altares), wächst bei vielen Friseurinnen die Sorge: Große Markenketten und Franchises könnten die Oberhand gewinnen, obwohl sie gerade mal ein Drittel aller Friseurinnen beschäftigen. Dazu kommt: Zahlreiche kleinere Salons kämpfen damit, staatliche Kredite zurückzuzahlen. Diese wurden an 18.000 Salons ausgezahlt, um ihnen in der Pandemie zu helfen.

Warum diese Krise? Ein Grund sind die hohen Energiekosten und die teuren französischen Arbeitsgesetze. Aber auch die Veränderung im Kundenverhalten spielt eine Rolle. Nach den Covid-Lockdowns reduzieren viele Frauen ihre Friseurbesuche, wählen unkompliziertere Frisuren, bleiben ihrer Naturhaarfarbe treu oder dehnen ihre Farbtermine aus.

Ein interessanter Fakt von Statista: 70% des Friseureinkommens in Frankreich stammt von Frauen. Doch diese gehen heute durchschnittlich nur noch viermal im Jahr zum Friseur. Wobei, in der urbanen Mittelschicht, bei der Waschen und Föhnen nach wie vor hoch im Kurs stehen, sieht die Sache anders aus.

Ein Einblick von Nicolas Waldorf, Salonbesitzer seit 10 Jahren und Instagram-Influencer: "In den letzten Monaten musste ich fünf Mitarbeiter*innen entlassen. Der Kundenzulauf hat enorm nachgelassen. Innerhalb von drei Monaten haben wir weniger als die Hälfte unseres Umsatzziels erreicht. Ein Minus von 40.000 Euro, bevor überhaupt Löhne gezahlt wurden. Mein Gehalt? Das hab ich seit über einem Jahr nicht mehr gesehen", teilt Nicolas mit BFMTV News.

Christophe Doré, Leiter der Nationalen Union der Friseurbetriebe in Frankreich, unterstreicht die Dringlichkeit: „2018 hatten wir 85.000 Friseursalons, heute sind es 100.000. Diese Krise ist die heftigste vor Covid. Frankreich hat dreimal so viele Salons wie Großbritannien. Eine Selbstregulierung des Marktes ist überfällig.“

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