Leben und arbeiten in Rom

Für viele Deutsche ist Rom ein Lebenstraum: wegen der Sonne, der Kunst und der Schönheit der Stadt. Kaum wegen der Arbeitsbedingungen.

Was sollte ein Friseur mitbringen um in Italien Fuß zu fassen?
Nun ja gute Stimmung, Flexibilität, Modebewusstsein und auf alle Fälle Kreativität, denn das ist den Italienern heilig und es zeichnet sie aus. Nicht umsonst genießen die Italiener den Ruf, zu den besten Friseuren der Welt zu gehören.

 

Ausbildungsmäßig gibt es da kein Problem, es ist eine Einstellungssache in bella Italia zu arbeiten. Ein bisschen Ciao, buongiorno come va signora und eventuell ein paar mehr italienische Vokabeln können zum erfolgreichen Stylisten in Italien auch nicht schaden.

Wenn man in bella Roma oder Milano arbeiten möchte, sollte man auch ein bisschen Arroganz mitbringen und es nicht scheuen, sich hinter einer Maske zu verbergen und so zu sein, wie die Anderen - die Gesellschaft es will, Gutes ist nie teuer genug.

 

 

Das berichten uns Friseure und Freunde aus Rom

Stefan Reute liebt Italien, Italiener und Italienisch. Er organisiert Fotoshootings für Top Salons und kommt auch mit der „persönlichen Flexibilität" der Römer bestens zurecht.

Stefan Reute nennt es, die „Sprache der Römer sprechen". Mit perlendem Italienisch oder gar Latein hat dieser Geheimcode nichts zu tun. Vielmehr muss man wissen, auf welche Art man den Römern kommt. „Bevor du nicht einen Cappuccino mit ihnen nimmst, läuft überhaupt nichts", erzählt Reute gutgelaunt.

Der 38-jährige Fotograf hat vor fünf Jahren seine Firma "Salonshooting in Italy" gegründet, die Fotoshootings für meist ausländische Salonteams organisiert.
Unter südlicher Sonne zu arbeiten, findet der bekennende Italien-Fan „gleichzeitig leichter und schwerer" als im heimischen Berlin. So rechnet er den Römern hoch an, dass sie bürokratische Hürden gerne „mit persönlicher Flexibilität" nehmen. Für Reute heißt das etwa, binnen 24 Stunden eine Fotogenehmigung für den Trevi-Brunnen zu erhalten, sogar wenn eine Unterschrift fehlt - „bloß weil du nett bist".

Ein fetter Minuspunkt ist die Zahlungsmoral mancher römischer Vertragspartner. „Einige begleichen offene Rechnungen erst nach zwei Jahren - und mit einem Nachlass von 60 Prozent, von dem nie die Rede war!" Inzwischen besteht der Kleinunternehmer bei Italienern auf Vorauskasse. Und hat deshalb kaum Kunden aus dem Land, in dem er lebt und Steuern zahlt. Zu Hause ist der Deutsche mit seiner italienischen Frau und seinem Sohn in Rom. Durchs Chaos der Stadt flitzt er mit einem Smart, der beliebtesten Automarke Roms - „angeblich gibt es hier so viele davon wie in ganz Frankreich zusammen", weiß Reute. Der alltägliche Kampf um ein paar Zentimeter Platz lässt die Bewohner Roms zu bewährten Tricks greifen, die Reute auch nach acht Jahren in Italien noch zum Schmunzeln bringen: "Immer wieder tun die Leute hier so, als würden sie zum ersten Mal einen Zebrastreifen sehen. Das ist einfach Italien!"

 

 

Für Daniela Nistico war es Liebe auf den ersten Blick.
Das Meer der Kirchenkuppeln vom Aventin aus, das diademförmige Kolosseum, die Pinien im Borghese-Park, das melodiöse Geplapper der Römer in den Bars, das Licht an sonnig hingebreiteten Novembertagen. Noch heute - nach elf Jahren in der Stadt und mit zwei kleinen italienischen Söhnen - nimmt sie sich einen Tag im Monat Zeit, um wieder Touristin zu werden. „Gut, dass man in Rom andauernd Besuch kriegt, den man herumführen muss!", fügt sie entschuldigend hinzu. Ursprünglich war Daniela als Jungfriseurin in die italienische Hauptstadt gekommen. Der herzliche Kontakt mit ihrer Gastfamilie lohnte sich auch beruflich: die Mutter verhalf ihr wenig später zu einer Stelle in einer Friseurschule des nationalen Friseurverbandes, die sie heute noch hat.

 

Italiens 20.000 Friseure erhalten von Stefanie Wibke regelmäßig berufsrelevante Informationen über www.acconciatori-esteticajobs.it „Rom kann eben nicht alles bieten", sagt die 33-jährige Berlinerin, denn aufregend findet sie diesen Job nicht. Zum Ausgleich fährt sie Roller, nach dem Leitsatz „When in Rome, do as the Romans do". Braust sie durch die Platanenalleen der Via Nomentana nach Hause, fährt freilich ein schlechtes Gewissen mit: „Etwas wie Umweltbewusstsein ist bei den Römern einfach nicht ausgebildet! Leider passt man sich ein wenig an!"

 

Argumentieren auf Italienisch hat Daniela im Lauf der Jahre von ihrem Mann gelernt. Anfangs hatte sie im Job schwer am Bürokraten-Italienisch zu knabbern, das "noch verdrehter" ist als Amtsdeutsch. „Wenn sie sich heute selbst bei gewitzten neapolitanischen Ingenieuren durchzusetzen weiß, verdankt sie das dem täglichen Training durch ihre Kollegen - alles Italiener. „Es geht locker und witzig zu und keiner hält sich sklavisch an die Stechuhr", sagt Wibke. Deshalb schätzte sie ihr Arbeitsumfeld. Da nimmt sie in Kauf, dass es mit Aufstiegsmöglichkeiten trist aussieht und ihr Gehalt in einer so teuren Stadt wie Rom unter deutschem Niveau bleibt.
„Aber ein Sonntagsspaziergang auf der Piazza Navona mit meiner Familie genügt - dann wissen wir wieder, warum wir ausgerechnet hier leben".

 

 Friseur Jobs in Italien gibt es hier: www.acconciatori-esteticajobs.it

 

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